Montag, Januar 31

Fader Beigeschmack

Oh je, die letzte Woche bin ich wirklich komplett aus der Spur gelaufen.
Gott sei Dank bin ich ein Genie in Sachen Eigentherapie.
What to do:
1. Sage deinem Smartphone, du wärst in einem Flugzeug. Auch wenn es dich noch so juckt, wer wann anrufen oder schreiben könnte - insgeheim wünschst du dir nur einen Anruf. Und der wird nicht kommen. Also geißele dich nicht selbst und mach um Gottes Willen das Internet aus!
2. Verschwinde ins Ausland. Sollte dies nicht deinen Möglichkeiten gegeben sein: Sage trotzdem alle Verabredungen ab und verschiebe sie auf die nächste Woche.
3. Finde einen Ort zum meditieren. Ersatzweise: Finde einen Ort der nicht vom Pöbel überlaufen ist und an dem du deine Gedanken sortieren kannst.
4. Verbanne die Emotionalität. Keine traurige Musik, keine Mädchenfilme. Und keinen Alkohol!



Wie es mein eigens erstellter Plan war, habe ich ihn natürlich auch umgesetzt.
Also stapfte ich Dienstag los, ohne zu wissen wohin. Ich hatte ein Buch eingepackt, Dürrenmatts Die Ehe des Herrn Mississippi, Zigaretten, Geld, eine kleine Flasche Wasser. Ich ging runter zur Elbe und schon nach wenigen Metern hielt mich eine kleine rothaarige Frau, Mitte 50, an. Ob ich wüsste wo die Große Elbstraße 49 sei. Also begleitete ich sie 20min und erfuhr, dass sie aus Kernten kommt, dort Professorin für Medienwirtschaft ist und beruflich öfter in Hamburg. Wir hatten ein angeregtes Gespräch und dann standen wir plötzlich vor dem Restaurant. Ich verabschiedete mich und ging einfach weiter. Ich glaube ich ging eine Stunde. Und dann stand ich am Ende. Vor mir lag nurnoch Wasser. Und ich war allein. Es war der schönste Anblick seit Jahren. Ich saß dort für eine unendlich lange Zeit und dachte nach. Genoß das schwarze Wasser und das einzige Geräusch: Wellen.
Und ich bin mir über eines klar geworden.
Ein Freund sagte das Wochenende im Suff noch zu mir: "Du kannst doch 20 Typen haben!"
Und er hat Recht.
Ich bin nicht dumm, nicht hässlich, nicht introvertiert. Und auch wenn ich ewig mit den vergebenen Typen aneinander gerate, so weiß ich doch: Es wird vielleicht 20 Typen brauchen, aber spätestens der 21. wird die Tür für ihn verschliessen.
Und seitdem mir das bewusst ist, geht es mir einfach tausendmal besser.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Recht düster das Bild, aber am Flusse nachdenken ist sicherlich nicht die verkehrteste Idee :)

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