Donnerstag, Dezember 21

Die Zeit der Liebe..

und Depressionen. Genannt Weihnachten.

Und genau jetzt passiert es, dass ich anfange mich selbst zu interpretieren. Ganz klasse. Wirklich klischeehaft. Während ich also in der Küche stehe und Gemüse schneide, suche ich nach einem guten Vergleich: Welche Verhaltensweisen, welches Tier, würde man am ehesten mit mir in Verbindung bringen.
Natürlich versucht man selbst alles um sich irgendwie in das Profil einer Löwin reinzuquetschen, aber ich sehe es mittlerweile ein: Ich bin keine Löwin. Also suche ich weiter. Pinguine fallen auch weg, die sind ein Leben lang mit nur einem Partner zusammen und ausserdem mögen sie kaltes Wasser und Fisch. Ich bin kein Pinguin.
Die Suche gestaltet sich schwierig. Mittlerweile bin ich zumindest schonmal zu dem Entschluss gekommen, dass jenes Tier gefangen genommen sein müsste. Also entweder ein Tiger im Zoo oder ein Meerschweinchen im alten Hasenkäfig. Denn ich habe alles getan um mich nichtmehr frei bewegen zu können. Ich habe mir meinen eigenen Käfig gebaut. Vielleicht sollte ich es mit einem trotteligen Otter versuchen?

Ich suche einfach weiter und aufgrund meiner andauernden Selbstinterpretation werde ich schon ein Tier finden. Im chinesischem Horoskop bin ich übrigens Ratte, aber das passt nicht so ganz zu mir. Ich mag keinen Inzest.

Donnerstag, November 30

Somewhere over the rainbow..

Gestern war ich in der Vergangenheit. Ich war in meiner alten Schule und habe meine Zeugnisse abgeholt. Ich musste etliche Kilometer zu Fuss zurücklegen und da erst kam es mir wieder. Ich hatte tatsächlich vergessen in was für einer versnobten Vorstadt ich gelebt habe. Perfekte Häuser, perfekte Menschen. Dort fahren nur die geschäftstüchtige Männer mit Autos - ihre Hausfrauen nutzen das Fahrrad, ihre Kinder nutzen das Fahrrad und sogar die Hunde fahren in einem Lenkerkorb vorne mit im Fahrrad. Die Strassen sind natürlich perfekt, nicht ein Riss im Asphalt. Der einzige Lärm rührt von der Müllabfuhr her, die im übrigen in so einer perfekten Welt nicht Müllabfuhr sondern Abfall-Wirtschafts-Gemeinschaft-mbh heisst. Die Müllwagen sind auch nicht alt oder verrostet, ich glaube sie riechen nichtmal. Kleine perfekte Hausfrauen, die sonst aus Langeweile nur ihre Nachbarn beobachten, scheinen mit kleinen Parfümflaschen hinter dem Wagen herzuschleichen.
Im Herz der kleinen Vorstadt steht das perfekte Gemeindehaus mit einem weissen Turm und einer wunderschönen Anlage vorneweg. Direkt daneben das Frauenhaus. In den Fenstern des Frauenhauses hingen Schilder aus "Poltergeschirr abzugeben" - diese Frauen sehen offensichtlich noch grosse Hoffnungen in der Ehe.
Ein Lächeln huscht mir da doch übers Gesicht.
Ich kam mir so fremd vor auf meinem Fussmarsch quer durch meinen ehemaligen Wohnort und trotzdem lachte mich jede dieser perfekten Hausfrauen auf ihren perfekten Fahrrädern auf dem Weg zum perfekten Supermarkt an. Am liebsten hätte ich eine nach der anderen vom Sattel gerissen und geschüttelt. Die Welt ist hier vielleicht perfekt für euch und eure verwöhnten, perfekten Kinder .. aber das ist nunmal nicht überall so.
Ich erinnere mich, dass es an unserer Schule Schwierigkeiten gab, weil man die Hauptschulklassen nicht voll bekam. Unser Jahrgang umfasste 4 Gymasialklassen, 3 Realschulklassen und 1,5 Hauptschulklassen. Ich glaube gen Ende war es nurnoch eine, mit 18 Schülern. Realschule und Gymasium hatten rundum 30 pro Klasse.
Eigentlich spricht das für diese Vorstadt, aber ich fühle mich deplaziert an so einem Ort.
Ich brauche mein Chaos und meine Provokation, kleine Gefechte.
Ich habe nicht einen Augenblick um meinen Platz in dieser Gemeinde getrauert.

Nun bin ich wieder in Hamburg. Ich habe einem alten Mann, ein sog. Bettler, auf dem Heimweg etwas Kleingeld gegeben und ihm angeboten ihn in eine Einrichtung zu begleiten, da es wirklich schon sehr kalt draussen ist. Er lehnte meine Hilfestellung freundlich ab und ich verstehe es. Die Realität ist für jeden anders.

Freitag, November 10

Don't lie to me..

A lady tells her husband to go to the store to buy some coke. He walks down to the store only to find it closed. So he goes into a nearby bar to use the vending machine. At the bar he sees a beautiful woman and starts talking to her. They have a couple of beers and one thing lead to another and they end up in her apartment. After they've had their FUN, he realizes its 3AM and says, "Oh no, its so late, my wife's going to kill me". "Have you got any talcum powder?" She gives him some talcumpowder, which he proceeds to rub on his hands and then he goes home.

His wife is waiting for him in the doorway and she is pretty angry. "Where the hell have you been?" "Well, honey, it's like this. I went to the store like you asked, but they were closed. So I went to the bar to use the vending machine. I saw this great looking girl there and we had a few drinks and one thing led to another and I ended up in bed with her." "Oh yeah? Let me see your hands!" She sees his hands are covered with powder and says..."You Damn liar!!! You were playing billiards again!!!"


Mittwoch, November 8

Menschen

Nehmen wir uns nochmal die Menschen zur Brust.
Ich erwähnte bereits vorher: Menschen sind so einfach. Berechnend. Ich selber bin es wahrscheinlich auch, aber ich besitze eine (vielleicht unangebrachte) Souveränität, die mich über andere Menschen lachen lässt. Nicht gerade nett, mh?
Empfindungen machen Menschen aus, sie handeln kaum noch intuitiv, sondern erst nach mehreren ausgewogenen Nachdenkphasen um jede Gefahr auszuschliessen. Auch hier hatte ich ein schönes Zitat ein paar Beiträge zuvor: Impulsive Menschen kennen keine Grenzen!
Ich bin impulsiv. Und manche Menschen mögen mich dafür so garnicht. Ich falle mit der Tür ins Haus, renne mit dem Kopf gegen die Wand und breche mir beizeiten selber die Finger. Wer ein impulsives Ich hat brauch sich vor der sizilianischen Mafia nichtmehr zu ängstigen.

Leider bringen solche spontan-emotionalen Aktionen jede Menge Nachteile mit sich.
So entschied ich mich eines Abends, blind vor Wut über die Schnarcherei des neben mir liegenden Mannes, auf der Couch im Wohnzimmer zu schlafen. Leider liegt das Wohnzimmer neben dem Schlafzimmer und Monsieur wird wach, sobald man die Tür schliesst. Aber wir haben ja noch ein Sofa in der grossen Küche stehen. Also ging ich mit Decke und meinem Kuschelkissen in die Küche und liess mich auf dem 2-Sitzer nieder. Erwähnte ich schon, dass wir den Abend vorher griechisch gegessen haben? Und diverse Teller mit Knoblauchessenzen noch auf der Ablage standen? Ich habs ignoriert, Fenster auf und Augen zu.
Gute 4 Stunden später erwachte ich in der Morgendämmerung. Durch die Beschaffenheit der Lehnen unseres Ledersofas in der Küche war mein Nacken steif, mein Kopf dröhnte und der Knoblauchgestank aus meinem Mund war einfach unausstehlich. Meine Entscheidung bereuend trottete ich ins Bad, putzte mir erneut die Zähne und schlürfte zurück ins warme Bett zu Herrn Schnarchi. Von meinem demonstrativen Verhalten hat er natürlich nichts mitbekommen. Also alles umsonst. Impulsivität..

Und das war nur ein Beispiel meiner vielen Missetaten.

Aber ich beschwere mich nicht, impulsive Entscheidungen haben mir schon viele schöne Momente gebracht. Ein spontaner Kuss, ein spontanes "Ich hab dich gern", ein Lachkrampf ohne Auslöser.. ich liebe es! :)

Freitag, November 3

Zurück in die Zukunft..

Trotz der anhaltenden Euphorie der letzten Tage müsste ich mal meinen Hintern hochkriegen und ein paar Dinge erledigen vor denen ich mich bisher erfolgreich gedrückt habe.
Mitunter stehen ein paar Amtswege auf den Plan, sowie Verabredungen mit Bekannten die immer mal wieder angefragt haben. Eine Freundin die im süden Deutschlands lebt ist für genau 7 Tage hier im Norden und wir wollten zusammen was Essen gehen und uns in eine Talkshow setzen (als Besucher!). Und die ganze Zeit hab ich mich drauf gefreut.. Nun ist sie seit 2 Tagen hier und ich habe sie noch nichtmal angerufen.
Wovor habe ich immer so fürchterliche Angst? Arschbacken zusammenreissen würde ein ostdeutscher Tanzlehrer mir um die Ohren hauen. Aber ich mag nicht. Ich möchte einfach auf dem Sofa liegen und Family Guy gucken, abends dann was kochen und zusammen mit meinem Mitbewohner essen.
Nein, ich bin eigentlich nur total verwirrt. Ich will das garnicht. Es ist nur zu meiner Routine geworden, die angenehm erscheint. Gewohnheit. Bitter, wenn ich an mein Alter denke.
Ok, dann anders. Es muss was passieren.
Ich mache mir einen Plan für Montag. Und morgen rufe ich meine Freundin an und lade sie spontan ins Kino ein. Jawoll. Ich denke so könnte es klappen.
.. wenn ich mich und mein Durchhaltevermögen nur nicht so gut kennen würde.

Hilfe!

Montag, Oktober 30

such a perfect day

So entspannend wie heute war es lange nichtmehr.
Lustige Gespräche, schöne Musik, nette Menschen und ein bisschen Alkohol in der Sofa-Bar. Um bei einem Zitat zu bleiben: Ich geniesse die Leichtigkeit des Seins.
Ich bin relaxed.
Danke Euch beiden, ich fühl mich prima. :)

Sonntag, Oktober 29

Rollende Augen

In letzter Zeit habe ich oft über Dinge, Geschehnisse oder Menschen nachgedacht und dabei habe ich immer öfters meine Augen imaginär rollen lassen.
Ich bin definitiv keine Schublade, aber ich stecke Menschen in eben solche. Ok.
Dabei muss ich manchmal sogar drüber lachen. Die AXE-Werbung hat mich oft zum schmunzeln gebracht. Oh ja, wie er da steht und sich einsprüht. Göttlich. Oder der Verkäufer im Wal-Mart. Süss wie er mich bevorzugt, mir die Tüte aufhalten will. Und wie ich ihn, innerlich wieder mit rollenden Augen, ein zuckersüsses Lächeln schenke. So berechnend.

Menschen sind so einfach.

Und so kann ich, nachdem ich mir selber Klärung versprach, heute sagen: Ich habe es getan. Ich habe etwas geklärt. Wenn auch nicht auf die charmanteste Art und Weise, aber immerhin war ich nicht feige.
Drei Posts zuvor. Zwei Situationen hatten dringenden Klärungsbedarf.
Situation Eins: geklärt. Goodbye my dear.
Situation Zwei: wird Montag geklärt sein. Willkommen in der Realität.

Ich bin stolz auf mich. Ehrlich! :)

Gute Nacht Welt! Gute Nacht Hamburg.

Donnerstag, Oktober 26

Weisheit

Peter: I am going out.
Death: Wait, you can't tell anyone I'm here. For if humanity discovers that I'm not lurking in the shadows, consequences will be dire.
Peter: Go on.
Death: That's it.

(ep. #206, "Death is a Bitch")



Impulsive Menschen kennen keine Grenzen.




Dienstag, Oktober 24

another day





Jackpot!



Freitag, Oktober 20

lustig lustig trallallallalaa.....

Angeregt durch das Buch "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" (Paul Watzlawick) habe ich mich heute sehr intensiv mit meinen Gedanken auseinandergesetzt. Eigentlich verdränge ich vieles was mich negativ berührt, aber heute soll es Klärung geben.
Watzlawick ist der Meinung, dass das was wir "Realität" nennen nur Kommunikation ist, das was wir sagen, mitteilen, hören wirklich ist. Er belegt seine Theorie mit vielen, zum nachdenken animierenden Beispielen. Für mich persönlich ein gerngelesener Leckerbissen, ich lebe von Interpunktion.
Genug vom Buch, es geht um mich. Hallo Egozentrik. Dieses Wort habe ich in letzter Zeit oft im Bezug auf mich benutzt.

Situation 1:
Ich habe einen Bekannten und ich habe ihm in einem emotional-schwachen Augenblick sehr viel anvertraut, zu viel. Über mein Leben, meine Problematik das Leben so anzunehmen. Klingt jetzt schon sehr dramatisch!
Durch seine Art mir zuzuhören und mich in Diskussionen zu fordern, habe ich mir eingebildet, einen besonderen Standpunkt in seiner Umgebung darzustellen. Und es vergingen nicht viele Wochen, da bereute ich meine Offenheit ihm gegenüber, denn ich musste mir eingestehen, dass ich eben nicht soetwas Besonderes bin. Er ist für jeden da und ich warf ihm eben genau das vor. Nicht seine Offenheit, sondern dass er jedem Menschen das Gefühl gibt etwas besonderes bei ihm zu sein. Hier warf mein lieber Bekannter mir vor, dass eben jeder Mensch besonders sei. Und so ging es im Kreis, ich warf ihm etwas vor, er anschliessend mir und dann folgten peinliche Ignorierungsversuche, die aber immer einer von uns beiden nicht durchhielt.
Wieso mach ich das ganze hin und her eigentlich mit? Sind wir in dieser zeitlich kurzgehaltenen Wortintimität "süchtig" nacheinander geworden? Süchtig nach dem Gefühl verstanden und gefordert zu werden? Sich mit jemandem auszutauschen, der auf dem gleichen Niveau ist wie wir?
Provokation.

Situation 2:
Ebenfalls ein Bekannter. 28, verheiratet mit einer bildhübschen Frau (die ihn von vorne bis hinten betrügt), emotional, tiefgründig, dennoch männlich, sportlich, tättowiert. Im ersten Augenblick mein Traummann. Im zweiten dann mein Verhängnis.
Ich bin sein instabiles Netz. In Gedanken betrügt er seine Frau. Mit mir. Nur in seinen Gedanken? Ich naives Mädchen. Bin ich nicht auf ihn eingegangen? Habe ich nicht mitgemacht? Heimliche Verabredungen, Telefonate, Emails...
Anfänglich blind habe ich mich mitreissen lassen. Aber so blind ich auch bin, Dummheit beherrscht mich nicht. Und so habe ich ihm schweren Herzens, aber mit geballter Entschlossenheit, gesagt, dass er anfangen soll ehrlich zu sich zu sein. Aber er versucht es nichtmal. Alle meine Angebote ihm als platonische Freundin zur Seite zu stehen in einer schwer ertragbaren Situation seines Lebens wurden einfach vom Tisch gefegt. "Gelesen, gut, danke, ich melde mich wenn ich betrunken bin und mit deiner Zuneigung Leeren fülle, für die du nicht verantwortlich bist."
Würde er nur einmal den Menschen in mir sehen, sich ansatzweise dafür interessieren was ich kann und wie ich bin.. Und je länger diese Situation andauert, desto weniger kann ich seine Ignoranz gegenüber denjenigen, die ihm wirklich wehtun, hinnehmen.

Zweifel.
Versteht hier eigentlich irgendwer irgendwas? Hat irgendwer je verstanden, was ich schrieb?
Ich bin wütend auf mich, ich habe mir von diesem ganzen Geschreibe mehr erwartet. Ich vertraue hier Menschen meine Gedanken an, die offensichtlich nicht in der Lage sind, damit umzugehen. Die einzigen Rückmeldungen die ich bekomme, sind unter den "leicht verdaulichen" Beiträgen. Dabei stelle ich doch zu jedem Beitrag Fragen!
Ich will wissen, keine Antworten, sondern Meinungen. Ich möchte von anderen Menschen etwas hören.
Verdammt, ich werde von zich Seiten animiert "Schreib doch mal wieder was! Du hast schon lange nichtsmehr in deinem Blog geschrieben.." - warum will hier bitte jeder lesen, aber sich nicht mit mir auseinandersetzen? Ich schreibe für ein Publikum, dass nicht in der Lage scheint, mir das Gefühl von Verständnis zu geben.
Das Gegenteil trifft ein, ich fühle mich nurnoch missverstanden und zweifel an meiner derzeitigen Offenheit, die ich hier zutage lege. Alle versuche mich mit jemandem auszutauschen, angeregt zu diskutieren, enden nach 3 Sätzen, da mein Gegenüber resigniert.
Provokation.. damit können wohl doch nicht soviele Menschen umgehen..

Stelle ich unnötige Ansprüche? Unangenehme Fragen? Wird mir jemals jemand antworten?
Nochmehr zweifel..

Dienstag, Oktober 17

Something stupid

Wir waren alle mal "jung". Jeder von uns hat die Pubertät schon durch oder steckt noch mittendrin. Oh und jeder mag sich, wenn auch nicht freiwillig, daran erinnern, was für ein Biest man in seiner Jugend war/ist. Dementsprechend versuche ich tollerant gegenüber Tokio-Hotel-Fans aufzutreten. Aber auch Tolleranz hat schmerzhafte Grenzen.
Ich bitte euch, als sich Take That damals getrennt haben, hab auch ich eine oder zwei Tränchen vergossen - was für ein Geständnis - aber ich lebe noch! Heute laufen nur ansatzweise Trennungsgerüchte von Tokio Hotel durch die Bildzeitung und plötzlich bedroht uns Hara-Kiri von 250.000 pubertären Schneckchen.
Jungs hatten so ein Problem nie. Zu meiner Zeit waren Lenny Kravitz und Nirvana total angesagt. Um meinen Status bei den mit Pickeln bestraften Jungs meiner Klasse zu behalten, hab ich natürlich auch Nirvana und Lenny Kravitz gehört .. und was sagt man da, ich mochte die Musik! Für Carina und Steffi und all die anderen Heulbojen meiner Klasse waren Boybands immer musikalisch höher angesehen. Und vielleicht hat sich da für mich alles verändert. Aus der pubertären Wollust gegenüber des männlichen Geschlechts habe ich andere Musik für mich entdeckt und bin somit ein Stück aus der Massenhysterie des "Tut das Erste Mal weh?" rausgefallen. Plötzlich interessierten mich viele verschiedene Musikrichtungen, immer inspiriert von Jojo und Flori und Matze und wie die ganzen coolen Namenskürzungen damals eben waren. Also liess ich mich morgens von den Beatles wecken, ging mit Lenny in die Schule und rockte am Nachmittag mit den Jungs zu Hip-Hop, abends sass ich mit einer damaligen Verbündeten hinter ihrem Haus an den Feldern und wir jaulten schmerzhafte Nirvana Songs. Und in all der Zeit trauerten Sissy und Co noch weiter um ihre Boybands..
Hat die damalige musikalische Orientierung Auswirkungen auf unser Heute? Ich meine, wo kommt eigentlich dieser "Schranz" her? Und wer hat es gewagt soetwas Grausamen auch noch einen Namen zu geben? (Hier versuche ich wirklich tollerant zu sein, aber in meinem Kopf brodelt es.) Ich meine, Techno und all das Zeug hat sicherlich eine Existenzberechtigung, aber doch nicht vor meiner Nase. Jeder macht eine Phase durch in der er sich entdecken will, aber muss das in grell-pinken Haaren, neon-gepunkteten Oberteilen und Zelthosen sein? Dazu das geradezu selbstverständliche Zungen- / Augenbrauenpiercing? Muss das sein, dass man einer Musikrichtung so eine peinliche Note verleiht? Ich persönliche traue mich nichtmal öffentlich Prodigy zu hören aus Angst man hält mich für so eine total Abgedrehte, die gleich in zuckenden Bewegungen über den Boden kriecht und es "tanzen" nennt, dabei ihren Mund unkontrolliert öffnet und ihr neonfarbenes Zungenpiercing offenbart, gepaart mit einem grell leuchtendem Knick-Stäbchen das ursprünglich als Fischköder gedacht war.
Gut, soviel dazu.
Wenn mich heute jemand fragt, was für Musik ich eigentlich so höre, dann verweigere ich jegliche Antwort. Erstens kennen nur wenige die Bands, die ich nennen würde (hallooooo, die my darling ist im Original von den Misfits und nicht von Metallica!) und zweitens könnte ich mich nie für eine Musikrichtung entscheiden.
Im Klartext heisst das, heute lass ich mich von den Cardigans wecken, verbringe den Tag je nach Stimmung mit Audioslave, Foo Fighters oder Pop-Songs die mich ansprechen, schreibe dann Artikel zu Bach oder Chaupin, gehe mit Gustav Gans einkaufen und lasse den Tag mit Autumns Monologue ausklingen. Tanzen gehe ich zu Dancehall, weinen tue ich zu Bonny Tyler und für zwischendurch gönn ich mir Midnight von RHCP.
Jetzt denken wahrscheinlich einige "Joa, sagt mir nix, kenne kaum was, haste ja toll gemacht!".
Ich gebe zu: Manchmal höre ich auch Robbie Williams! ;)

Mittwoch, Oktober 11

Wie lange noch?

Heute habe ich Geburtstag. Nein nein, auch wenn der Einstieg nicht so klingt, aber ich möchte nun kein "OH HAPPY BIRTHDAY LASS ES DIR GUT GEHEN HDL"-Gekreische. Mein Geburtstag bedeutet mir schon lange nichtsmehr. Es ist ein Tag wie jeder andere. Und genau hier belüge ich mich selbst. Natürlich wünsche ich mir meine Familie um mich herum, einen Kuchen und kleine Kerzen, ich möchte von jedem gedrückt und geknutscht werden, lachen und feiern. Aber das möchte vermutlich jeder an seinem Geburtstag.
Anstattdessen sitze ich mich selbst bemitleidend mit einer Flasche Weisswein am Schreibtisch und schreibe meine Gedanken nieder. Mein Mitbewohner hat meinen Geburtstag vergessen. Meine Mom hat erst nach Aufforderung per ICQ angerufen. Und von meinem Bruder weiss ich nichtmal ob er gerade in einer psychiatrischen Anstalt hockt und mit anderen Gleichgesinnten massentherapiert wird.
Nach einem weiteren Schluck meines Lieblingsweins kann ich mir ja endlich eingestehen, dass ich es mir selbst so ausgesucht habe. Mein Handy ist seit ca 10 Monaten aus, ich habe mich bei keinem meiner Verwandten gemeldet und verstecke mich hinter dem breiten Kreuz des angeblichen Selbstfindens.
Es ist also kein Wunder, dass mich fremde Menschen auf der Strasse für gestört halten. Auch wenn aus den falschen Gründen. Nachdem ich in der Stadt war und einen Kaffee getrunken hatte, bin ich mit einem offensichtlichen Koffeein-Schock meinen Wein kaufen gegangen. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich die Flasche kaum halten konnte und beim Geld rauskramen ist mir alles aus der Handtasche geflogen. Na und? Schaut halt her, ich bin süchtig nach Weisswein und Selbstmitleid! Pah.
Mir fast völlig fremde Personen schicken mir per Email, ICQ etc Geburtstagsgrüsse, und so leid es mir tut, aber sie bedeuten mir nichts. Die ganzen "Happy Birthday"-mails sind mir egal. Umso trauriger stimmt es mich, dass die Personen die mir nahe stehen, nicht daran gedacht haben. Ach, mein Selbstmitleid tröstet mich. Und falls das nicht hilft, werde ich spätestens nach dem leeren der Flasche ziemlich gute laune haben.
In diesem Sinne, Prost!

Donnerstag, Oktober 5

Heimliche Liebe

(Für alle die nichts mit dem Spiel World of Warcraft anfangen können, dieser Post ist NICHT ernst gemeint!)

--

An meinen heimlichen Liebhaber

Wir küssten uns fernab am Strand,
reichten uns in Treue die Hand,
der Mond liebkoste unsere Haut,
wir liebten uns ganz heimlich - nicht laut.
Doch zurück liesst du mich ganz allein,
ängstigte dich die öffentliche Pein..
Dennoch, mein Herz, es flammt noch immer für dich,
lausch an meiner Brust, verschmähe mich nicht!


--


Und hier ein Bild von uns beiden aus glücklicheren Zeiten.. Um seine Anonymität zu waren, liess ich seine Augenpartie schwärzen.
Der Tote Hunter im Hintergrund war ein Versehen.

http://img175.imageshack.us/my.php?image=loveye7.jpg

<3 my dear!

Mittwoch, September 20

Tatü Tataaaa

Seit Wochen ist der Krach in unserer Strasse kaum aushaltbar. Schon morgens vor 8 Uhr fangen die Bauarbeiter hier im Haus das bohren, hämmern etc an. Vergessen wir nicht die Kreissäge. Die ist immer so freundlich und bereitet einem Kopfschmerzen der besonderen Art. Direkt hinter den Augen, als würde für jede Minute Kreissäge ein Stück Sehnerv absterben. Danke für diese einmalige Erfahrung! Die fleissigen Bauarbeiter kennen nichtmal eine Mittagspause. Die Kreissäge läuft auch normal von 12-15 Uhr, also direkt in der Mittagsruhe. Aber wen störts? Mich nicht, meine Augen waren mir eh oft zuwider! Und sollte um 16 Uhr endlich Feierabend sein, so gibt es da noch Uschi. "Pinky!!!!!" - "Haben sie meine Katze gesehen?" - "Piiiiiiinky komm zu Mama!"
Ich stehe kurz vor einer Mischung aus Nervenzusammenbruch und komplett-Ausraster. Nicht gerade selten musste ich mich die letzte Woche zusammenreissen um nicht die Fenster aufzureissen und Uschi meine Meinung über Ruhestörung entgegen zu spucken.
Für die Bauarbeiter hatte ich mir was anderes ausgedacht. Sowas wie "Ich bin psychisch gestört und sehr labil und wenn die Belastung zu gross wird, nehme ich den Revolver meiner Nachbarin und laufe Amok. Ich bevorzuge Männer in weissen Anzügen, wahlweise dürfen sie auch dunkelgrün und blau sein." Leider kam ich nie dazu meine Aversion gegen Lärm wirklich auszuleben. Denn ab heute ist Ruhe. Und ich geniesse es mit einem breiten Grinsen.
Gestern Abend, sehr spät, hämmerte die Polizei gegen unsere Tür. Ob wir Räuchterstäbchen anhätten..? Nein, haben wir nicht! Sie wiesen uns auf den verkohlten Geruch im Treppenhaus hin. Es roch wie bei uns im Badezimmer. Was vielleicht daran lag, dass just in dem Moment fast unsichtbare Rauchschwaden durch unseren Badezimmerlüfter zogen. Wir nahmen dass nicht ernst. Die Italiener und Portugiesen grillen zu jeder Jahreszeit ihre Fische.
Nichtmal 2 Stunden später hämmerte man wieder gegen unsere Tür, diesmal eine Nachbarin mit kurzen verwuselten Haaren, ungeschminkt im Pyjama. Sie wohnte 1 Stockwerk über uns, auf der anderen Seite. Sie erzählte uns, dass bei ihr der Rauchgestand immer schlimmer wurde und die Polizei wieder rief. Achja, die Rauchschwaden zogen jetzt schon aus dem Keller hoch. Sah wirklich interessant aus. Es dauerte nicht lange und die ganze Meute versammelte sich vor unserer Tür. Feuerwehr, Polizei, eine Traube von schaulustigen Nachbarn. Die von Gegenüber sassen sich einfach auf ihre Fensterbänke. Quasi der Logenplatz. Mein Mitbewohner und ich zogen es allerdings vor, uns darüber lustig zu machen. Er sass desinteressiert auf dem Bürostuhl, ich stand am Fenster und beobachtete die anderen Menschen. Dabei fielen dumme Sprüche über Explosionen, eventuelle Spaziergänge (er ohne mich, ich solle hier warten und gucken ob wirklich eine Explosion stattfindet), Schinkenherstellung, Brandstiftung von Uschi um mich auszräuchern und noch wesentlich geschmacklosere Dinge. Aber wir waren hocherfreut und fast euphorisch über das gemütliche Feuerchen, dass sich im Kellergeschoss ausweitete. Wir warteten geduldig auf die Evakuierung. Die Feuerwehrmänner hämmerten und klopften wie die bescheuerten, gedächnislosen an unsere Tür. Ich versicherte ihnen jedesmal das Gleiche: "Uns geht es gut, wir leben, nur im Badezimmer ist der Teufel los, wann werden wir evakuiert und gibt es gratis Pizza?" Letzteres wuchs auf den Helm meines Mitbewohners. :D
Etliche Stunden später war das Feuer endlich gelöscht, die Nachbarn wieder in ihre Wohnungen verkrochen, die Feuerwehr langsam abgezogen und der Gestand unerträglich. Bis auf 2 Polizisten, jung und knackig, war niemand mehr da. Sie warteten auf den Schlüsseldienst, da sie bei unserer Nachbarin die Tür aufgebrochen haben, die war nämlich nicht da und ihre Wohnung stand auch schon fast in Flammen. Also zog ich mich nochmals an, ja mitten in der Nacht, beiger Rock und Schokobraunes Top, und brachte den Müll raus. Ja, ich habe eine Schwäche für authoritär wirkende Männer. Und ich flirte gerne. Aber wer tut das nicht? :)
Und die netten Herren verrieten auch gleich: "Wenn die Bauarbeiter morgen früh hier antanzen und nicht wissen ob sie weitermachen sollen oder nicht, dann sagen sie ihnen, dass das natürlich verboten ist!"
Ich grinse immernoch.

Weltenbummler

Meine Familie belastet unendlich viele Probleme und weil jene kaum aushaltbar sind, ist unsere Familie keine Familie mehr, denn jeder hat sich irgendwie losgelöst und geht eigene Wege. Allein. Ich erwähnte ja schon meinen Bruder und meine Sorgen um ihn. Nun habe ich eine Nachricht bekommen, die meine Vermutungen leider komplett untermauert. Er muss in eine Klinik für Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen.
Diese Nachricht traf mich im ersten Augenblick wirklich unerwartet. Er hat am 6. einen Termin, soll sich die Zimmer dort ansehen. Auf meine Frage, wessen Anordnung es war, bekam ich die plumpe Antwort "Tim's Hausarzt!". Natürlich, der kommt auch einfach so vorbei und beobachtet meinen Bruder wochenlang passiv und entscheidet dann über die Behandlung. So ein verhurter Schwachsinn. Ich weiss auf wessen Mist das läuft. Und ich weiss, dass er es sich nur wieder einfach machen will. "Daddy wirds schon richten." Wenn ein 17jähriger rumbockt und sich zurückzieht, abweisend ist, nurnoch seine Ruhe will, sich einquartiert, nicht essen will und pro Nacht nur 3 Std pennt, dann kommt das nicht von irgendwoher. Und ich weiss wovon ich spreche, ich war auch mal Teil dieser Familie. Und ich weiss, verdammt nochmal, wo die Gewichtungen bei euch egozentrischen, arroganten Vollpfosten liegen. Ich bin so unglaublich wütend. Du hast doch selber schuld! Hast deinen Sohn nicht unterstützt, es sei denn er spielt Fussball, denn Fussball ist toll! Du hättest ihn schon lange auf andere Wege führen können, seine schulischen Leistungen lassen auch nicht aus Spass einfach nach. Aber ihr blöden Erwachsenen, ihr dummen Eltern, ihr wisst alles besser, so spricht euer Egoismus. Ihr seid so gestraft mit dem jetzigen Verhalten eurer Kinder? Ich hab' die Antwort für euch: Ihre Charaktere sind schon im Kindesalter gestorben und ihr habt sie zu dem gemacht was sie heute sind, wie sie heute sind. Ihr habt gegenseitig weggeschaut, wenn die andere Partei übergegriffen hat, ihr habt uns aufgehetzt nach eurer Trennung, uns benutzt. Und wo seid ihr nun? Mommy ist hunderte von Kilometerm weggelaufen, ihre Kinder aufgegebend, ihr Egoismus gewinnend. Aber wir beide wissen, werte Mutter, dass du schon sehr viel früher, noch während unseres Zusammenlebens, alles aufgegeben hast. Du hast aufgehört uns zu lieben, für die Liebe anderer Männer.

Ich möchte noch etwas zitieren:

"Ich war mit einem Freund meines Stiefvaters unterwegs, wir hatten Spass und ich fühlte mich geborgen und verstanden. Aber ich war zu jung und musste wieder nach Hause, wo meine Mama und mein Stiefvater zusammen mit vielen Verwandten sassen und feierten. Ich glaube sie feierten sogar meinen Geburtstag.
Ich brach vor der Haustür zusammen und weinte so bitterlich, wie ich es selten in meinem Leben tat. Irgendwer, mir gut zuredend, brachte mich in die Wohnung. Ich erinnere mich nichtmehr an den Auslöser, aber ich rannte wütend und weinend auf meine Mutter zu, die inmitten aller Gäste sass, und schrie sie an: "Was bist du für eine Mutter? Was bist du für eine Mutter hm? Was bist du für eine Mutter? .. Liebst du mich?" und ich sah dass ihre Augenränder rot wurden, als würden sie von Tränen gereizt. Sie sah mich an, direkt in die Augen und sie sagte einfach "Nein". Ich rannte nach vorne gebeugt, keuchend als würde mir der Sauerstoff ausgehen, in die Küche und öffnete die Schublade mit dem Besteck. Zwei scharfe Messer blitzten mich an, gross und das eine mit hellem Griff. Ich nahm genau dieses heraus und wollte es mir ins Herz stossen. Und in diesem Augenblick realisierte ich, dass alle Gäste, alle Verwandten, die Zeugen der Auseinandersetzung meiner Mutter und mir waren, immernoch dort sassen. Im Wohnzimmer, verlegen, mitleidig für meine Mutter und mich schweigen. Ich war ihnen egal geworden, mein Tod würde sie kurz schockieren, aber nicht verletzen."

Wenn Albträume Realität werden..

Donnerstag, August 31

Blick in die Ferne

Ich überlege hin und wieder über was ich schreiben soll, aber allzuoft verwerfe ich die Gedanken, da sie mir zu weit weg erscheinen. Worüber also schreiben, wenn die Vergangenheit doch so schmerzt und aktuell nichts geschieht?
Ich habe nie an das Naheliegenste gedacht, an Lena.
Aber wie schreibt man eine Einleitung über einen Menschen, den man am meissten liebt, aber auch am weitesten von sich gestossen hat? Wir kennen uns seit so ewig langer Zeit und wir sind durch mehrere Abteilungen der Hölle gewandert, als Kinder, als Teenies, als Möchtegern-Erwachsene und ja, auch als Erwachsene. Wir sind zusammen gereift, aber in so verschiedene Richtungen, dass wir einander verloren haben.
Ich möchte aber, wie oben erwähnt, nicht in schmerzenden Erinnerungen wühlen, sondern eher an das denken, was einen zum lachen bringt. Zumindest bringt es mich zum lächeln.
Dass wir beide durchweg einen an der Klatsche hatten ist unumstritten. Kaum trafen wir aufeinander, schon gab es nur lachen, dumme Scherze, lauten Streit. Wir sind beide sehr laut und somit immer einen Hingucker wert, wenn wir in die Öffentlichkeit treten.
Am liebsten erinnere ich mich daran, wie wir vor 3 Jahren im "Findet Nemo" Fieber steckten. Lena steckte zu der Zeit in einer schulischen Ausbildung zur Kindergärtnerin und rief mich gerne des Abends an: "Ich muss bis morgen früh einen 8-seitigen Aufsatz über die sozialen und körperlichen Entwicklungen von 3-5jährigen schreiben." Sie musste nicht darum bitten. Ich tat es gerne und auch nur für sie. Dieser Teil unserer Freundschaft war so sicher und auch so angenommen wie es eben war. Sie weiss, dass sie in schulischen Dingen eher schlecht ist, ihre Aufnahmefähigkeit und Konzentration ist begrenzt und wir beide wissen, dass ich in dem Teil einfach die Geeignetere bin. Also trafen wir uns um 22 Uhr an der S-Bahn-Station, fuhren zusammen zu ihr nach Hause, hielten unterwegs noch bei McDonalds (wie jeden Abend), lachten und weinten zusammen. Als wir am Leipniz-Platz nach unseren Milkshakes in den letzten Bus Richtung Lena's Wohnung stiegen, waren wir schon völlig überdreht. Die ganze Zeit über sprachen wir laut "Walisch" und fingen an "Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen!" zu singen. Dazu kicherten wir oft, natürlich auch sehr laut. Dem Busfahrer schien aber an dem Abend besonders leicht die Luft auszugehen. Wir flogen einige Kilometer vor Lena's Wohnung aus dem Bus und lachten auch darüber. Als wir gerade unsanft aus dem Bus stolperten, klingelte auch schon mein Handy und mein damaliger Freund "Peter" verstummte sofort, als er am anderen Ende das laute Gekreische und Walisch-Gequatsche hörte. Lena, mit ihrer frechen Klappe, schrie sofort los und machte sich über Peters Namen in allen möglichen Stimmen und Sprachen lustig. Am liebsten hallte es im Offizierston "Pedda!" durch die Gegend. Im Angesicht dessen, dass es weit nach 23 Uhr war, mitten in der Woche, und wir noch einen Aufsatz über mehrere Seiten vor uns hatten, schien unsere Laune sich nur zu heben.
Wir standen beide circa 15 min vor einer Wandzeichnerei, die einen -> Delphin <- darstellte, aber wir sprachen trotzdem mit ihm walisch und hofften eine Antwort zu bekommen. Wir waren nüchtern. Mag uns aber jetzt keiner mehr zu glauben.
Irgendwann schafften wir es endlich in ihre Wohnung und warfen uns aufs Sofa. Lena holte den Papierkram für ihren Aufsatz und ich fing an mich einzulesen. Sie setzte Tee auf und liess mir meine Zeit, mich mit dem Stoff auseinander zu setzen. Dann schrieb ich für gewöhnlich alles vor und sie schrieb es einfach ab. Zwischendrin machten wir eine Pause und gingen mit ihrem Hund raus. Es war etwa 2.30 Uhr nachts. Wir gingen direkt an der Weser entlang und genossen die sternenklare Nacht mitten im Winter. Es muss Januar gewesen sein. Wir setzten uns auf die Kanten einer zugefrorenen Bank und gestanden uns ein, dass wir voneinander abhängig waren. Nicht mit Worten, denn plötzlich waren wir stumm. Der einzige Satz, der fiel: "Wir sollten viel öfter nachts hier spazieren gehen...".

Ich wünsche mir, die Zeit zurückdrehen zu können. Schleich dich wieder morgens um 8 in meine Wohnung, komm ins Schlafzimmer gesprungen und wirf dich wieder auf mich rauf, weck mich mit deiner lauten Art, mit Brötchen auf der Kommode und gib mir das Gefühl zu leben!

Dienstag, August 22

Montag

Montag ist mein Hass-Tag. Es ist die Nacht in der ich nie schlafen kann. Ich liege stundenlang wach im Bett und denke über Dinge nach über die ich definitiv nicht nachdenken möchte oder ich versuche mich mit fernsehen und dem PC abzulenken.
Manchmal verbinde ich die Elemente und schaue mir einen Film über den PC an.
Heute nacht traf es "The Hills Have Eyes". Ich wollte ihn mir im Kino ansehen, aber niemand wollte sich das antun. Alleine ins Kino ist aber nicht so mein Ding, also doch zuhause gucken.
Nach 30sek hab ich ihn wieder ausgemacht. Spitzhacken die sich in Köpfe und Körper rammen sind mir zuviel. Immerhin sitze ich alleine im stockfinsterem Wohnzimmer. Kreischgefahr.

Ich bleibe also beim gammeln mit Nachdenkgefahr.
03.31 Uhr.
Frustration.
Ich denke darüber nach, wieso Menschen sich in Dinge einmischen, die sie nichts angehen. Es kommt immer einmal vor, dass 2 Personen aufeinander treffen und ein negatives Ereignis daraus entsteht. Geht es dann nicht nur die Beiden etwas an? Warum mischen sich Dritte ein, die überhaupt nicht wissen was passiert ist, aber erstmal Partei ergreifen. Egal wie objektiv sie vorher waren, auf einmal sind sie das gemeine Volk, dass sich für einen Herrscher entscheidet. Sie heucheln und intrigieren um sich ihrem Idol gegenüber noch loyaler zu zeigen. Ich verzichte darauf, ich brauche niemanden der mir die tröstende Hand hält, die nichtmal mehr weint.
Es nervt mich so ungemein, dass andere Menschen sich in meine Angelegenheiten mischen, selbst noch nachdem ich persönlich damit abgeschlossen habe. Wieso ist das so? Uneingeschränkte Liebe oder doch nur nervtötende Schleimerei?
Aber wieso sich beide Seiten der Medaille anhören und versuchen den Disput zu lösen..?

Machen wir weiter wie gewohnt und hetzen, ist doch viel spannender.

Get lost.

Sonntag, August 20

Zitat: "Whatever!"

Mein Blog liegt im Koma, der letzte Post scheint schon Lichjahre entfernt.
Aber mir fehlt derzeit die "Muse".
Es passiert einfach nichts. Und ich kann mir ja nichts aus den Fingern saugen.
Von daher, etwas Geduld. :)

Auch Komapatienten brauchen eine Reha.

Montag, August 7

Heute..

..erobere ich die ganze Welt!

Jawoll! :)

Die lieben Nachbarn..

Ich bin in einem recht lebhaftem Viertel wohnhaft. Hier tummeln sich Italiener, die Fische auf offener Strasse grillen, Weinhändler, die den ganzen Tag vor ihrem Geschäft sitzen und auf portugiesisch Mädchen bewerten und jede Menge Freidenker. Ein kultureller Mischmasch aus friedlichen Menschen die ihr Leben leben. Und es gibt Uschi.
Uschi ist das, was einige Menschen als Dorn im Auge betiteln. Ich nenn es lieber die Beulenpest.
Meine erste Begegnung mit der lieblichen Uschi war doch noch recht interessant, geradezu faszinierend. Ich kam vom einkaufen, vollbepackt mit schweren Tüten die sich in mein Fleisch schnitten. Ich hatte es fast geschafft, ich sah die Haustür schon, nurnoch 10 Meter! Da passierte es.. mal abgesehen von der Blamage, von einer Frau überholt zu werden die älter ist als ich es jemals werden möchte, fängt sie an mich vollzublubbern. Blubb blubb blubb.. und es hört nicht auf?! Sie fragte nichtmal nach meinem Namen, sie erzählte einfach. Ich glaube irgendwo mittendrin vernahm ich den Satz, dass sie einen ehemaligen Bewohner unseres Hauses umgebracht hat, weil der einen Blumentopf in ihren Vorgarten warf, während sie sich dort sonnte. Mein Mitbewohner bestätigte mir übrigens, dass der Mann über uns tot aufgefunden wurde. Der war aber erst 37 oder so. Aber bevor Uschi diesen Artikel über sich findet und ich zu einer Kronzeugin für ihre gestandene Tat werde, möchte ich einfach mal über diesen mysteriösen Todesfall hinweg sehen.
Also, meine erste Begegnung mit Uschi war ein ihrseitig geführter Monolog über ihr Leben und eventuelle Morde. Kein Punkt, kein Komma, kein "Oh, das sieht schwer aus! Sie sollten den Einkauf lieber reintragen! Sickert ihnen Blut aus den Ohren?". Nein, keine Gnade.
Wie ich es doch geschafft habe, mich aus ihren Mundwickeln zu retten, weiss ich heute nichtmehr.
Es vergingen Wochen ohne ein nochmaliges verbales Attentat seitens Uschi. Ohne ein direktes.
Der Sommer allerdings, der verfluchte Sommer. Er liess Uschi geradezu aufblühen. Das Erste was man morgens vernimmt (meisst der Grund des verfrühten Aufwachens) ist Uschi und auch der letzte Ton des Abends wird von Uschi bestimmt. Sie brüllt durch die Strasse, streitet sich mit jedem Nachbarn, droht kleinen Kindern und sollte sie doch einmal schweigen, kommt Pinky und übernimmt ihren Job. Pinky ist Uschi's Katze. Das arme Ding wird fast täglich von einem fetten schwarzen Kater vergewaltigt und geprügelt. Nicht, dass man stundenlang gequälte Katzenschreie vernimmt, nein, Uschi kommt sobald rausgelaufen und schreit mit. Man vernimmt dann Katze und Frauchen die ganze Strasse im Duett verfluchend.
Eines heissen Sommertages liess ich mich herab; Ich brachte den Müll raus. Auf der Treppe vor unserem Haus sass eine blonde Frau, ende 20. Wir beäugten uns kur, sagten freundlich "Hallo" und ich trottete weiter mit dem Müll in der Hand.
Zum Müll webringen muss ich unsere kurze Strasse hinunter gehen, dann links abbiegen. Dort ist ein durch 3 Meter hohen Zaun gesicherter Abfallbereich, den man nur mit einem Hausschlüssel öffnen kann. Manchmal steht in diesem grosszügigen Bereich auch Sperrmüll oder ein Mofa, an diesem Tag aber nur ein alter Herd.
Ich warf den Müll in die Tonnen, drehte mich um und für eine Milisekunde gefror mir das Blut in den Venen. Da stand sie und verperrte mir den einzigen Fluchtweg. Uschi mit lustigem Hut und einem aufgesetzten Lächeln. "Den Herd, da müsst ihr aber den Sperrmüll rufen! Das geht ja so nicht, dass hier ein Herd steht. Ruft ihr bitte heute noch den Sperrmüll?!" Ja, natürlich, der Herd gehört mir! Von ca 64 Parteien, die Zugriff auf unsere private Müllhalde haben, kann nur ich für den Herd verantwortlich sein! Nur weil ich grade dort steh, dann muss ich den wohl grade hergetragen haben! Ja, ich erinnere mich! Mein Mitbewohner schnürrte mir den Herd auf den Rücken und ich ging fröhlichen Gemütes die enge und gefährliche Treppe hinab und trug das Ding 90m durch die Gegend! Wiegt ja nichts! Als nächstes wollte ich den Kühlschrank unter dem linken und den Geschirrspüler unter dem rechten Arm spazieren führen..
Ohne weiter auf ihr "RUF DEN SPERRMÜLL ODER ICH STECH DICH AB"-Gebrabbel einzugehen, ging ich wieder Richtung Wohnung. Die blonde Frau sass immernoch hier, ich überlegte kurz ob ich ein freundlicher Mensch bin und fragte sie sogleich "Kann ich Ihnen helfen oder warten sie auf jemanden? Ich kann sie auch schon reinlassen!". Verdammt, es war nur nett gemeint.. sie antwortete: "Aeh ja - ich wohne hier, aber danke.".
...Ok, so lernt man seine Nachbarn auch endlich mal kennen.
Roten Kopfes ging ich in unsere Wohnung und lachte mit meinem Mitbewohner über diese doch sehr irrealen Situationen.
Und heute morgen ist mir dann der Kragen geplatzt. Ich schlief sehr unruhig und bekam sofort beim aufwachen ein Schwindelgefühl, welches ich mit nochmehr Schlaf unterdrücken wollte.
Aber sie schrie! Durch die ganze Strasse! Dem Schlaf entraubt, torkelte ich ans vordere Fenster und hörte dem Gekeife kurz zu. Eine andere Nachbarin beschwerte sich auch schon über Uschis andauerndes Gekreische und in meiner Wut tat ich es ihr gleich. Ich riss das Fenster auf und fragte Uschi in einem freundlich-verschlafenem Ton, ob es wirklich nötig sei den ganzen Tag durch die Strasse zu brüllen. Sie ging sofort in die Defensive und keifte nun in 2 verschiedene Richtungen. Ein drittes Fenster öffnete sich, ein junger Mann starrte ungläubig und noch mit Schlaf in den Augen Richtung Uschi und wollte grad ausholen, als sie ihm zuvor kam und ihm "Du hälst am besten gleich die Fresse!" entgegenschmetterte. Genervt zogen sich alle 3 kritisierenden Parteien zurück in ihre Wohnungen.
Ich machte mir einen Tee und putzte mir die Zähne. Als ich wieder Richtung Wohnzimmer kam, hörte ich Uschi noch immer mit sich selber sprechen. Sie schlich an meiner Wohnung vorbei Richtung Portugiesen. Da wird sie schon die richtigen Ansprechpartner finden! Und wie zu erwarten, schienen jene Uschi wirklich zu unterstützen. Kein Wunder, die wohnen ja auch am anderen Ende unserer Gasse... grrrr.
"Wenn die mich nochmal angreift, hol ich meinen Revolver! Den hat mir mein Vater damals geschenkt und hier in der Gegend muss man sich ja auch zu wehren wissen, falls man mal bei mir einbricht oder so!" - WAS ZUR HÖLLE?! Diese alte Gans ist gemeingefährlich! Nicht, dass sie wahrscheinlich den armen Mann über mir auf dem Gewissen hat, nein, nun hat sie es auf mich abgesehen!
Den Satz mit dem Revolver hab ich übrigens vernommen, während ich eine kurze Schreibpause einlegte und mir einen neuen Tee holte. Seitdem weiss ich, ich gehe nichtmehr von die Tür. Nicht alleine. Höchstens mit Begleitung. Und jene sollte dann bis an die Zähne bewaffnet sein. Und ich spreche nicht von Pfefferspray.. ich will Handgranaten und vollautomatische Maschinengewehre!

Donnerstag, August 3

Müdigkeit

Bis vor 10min lag ich noch auf der Couch und habe ein wenig vor mich hin gedöst. Kristen Barry sang im Hintergrund "Ordinary Life" und die Kartoffeln auf dem Herd sind schon seit etlichen Minuten gar.
Und jetzt frage ich mich, was ist aus mir geworden?
Diese selbstbeäugenden Fragen nerven mich zwar schon, aber trotzdem verlangen sie nach Antwort.
Ich sitze den Nachmittag über vorm PC, schreibe Artikel für dieses und jenes und arbeite ab und zu mal mit einem Freund an Graphiken. Dann gehe ich vielleicht mal einkaufen, räume die Wohnung auf. Montags immer komplett mit staubwischen und all dem Kram. Das Bett wird gemacht und die Kissen auf der Couch wieder angerichtet. Anschliessend setze ich Kartoffeln auf oder bereite das Essen irgendwie anders vor. Und dann warte ich darauf, dass mein Mitbewohner heimkommt.
Ich warte und warte..
und warte..
Nein, das ist nicht täglich so! Aber irgendwie doch zu oft. Mit 21 schon Hausfrau?
Ich sträube mich gegen die Vorstellung, bin aber doch zu faul etwas zu ändern.

Durch mein dösen auf der Couch haben sich die Kissen wieder verschoben.
Dann will ich sie mal wieder richten und schauen was die Kartoffeln machen. Vielleicht bereite ich auch schon die Makrele vor?

Dienstag, August 1

Aufsteigende Wut

In letzter Zeit beobachte ich zunehmend öfter, wie sich andere Menschen und verschiedene TV-Magazine über eine Krankheit auslassen. Es werden Einzelschicksale rausgefischt und veröffentlicht, in der ziemlich aufdringlichen Hoffnung etwas Mitleid für jenes Schicksal aufzubringen.
Ich selber hatte jene Krankheit selber und war 8 Monate in einer Klinik. Ich habe dort andere kranke Menschen kennengelernt und viele Schicksale kamen und gingen. Ich blieb und beobachtete das genesen meiner Mitstreiter. Und wieder musste ich einen draufsetzen und musste länger als alle anderen bleiben! Viele kamen nach mir.. aber sie gingen auch vor mir? Wie kann das sein? Es ist ein altgestricktes Muster.
Und jeder der einmal so krank war und soviele verschiedene OP's von innen gesehen hat wie ich, weiss, dass man sich nie daran gewöhnt. Nie wird man damit abschliessen, egal ob die Ärzte sagen man sei gesund oder man wird sterben.
Manchmal wünsche ich mir, sie hätten mir letzteres gesagt.
Und so sitze ich hier, versuche zu verdrängen und werde von mittelklassigen bis schlechten Reportagen und Artikeln zurückgezogen. Ich fühle mich zurückgestossen in eine vergangene Gedankenwelt und werde wütend.
Niemand sollte darüber schreiben, wenn er es nicht selbst erlebt hat. Wenn er nicht selber den Abgrund überstanden hat oder ihm zumindest widersteht. Denn alles andere klingt für Betroffene verletzend, unverständlich, missverstanden, missinterpretiert. Man fühlt sich in eine Schublade gedrängt, in die man nicht gehört.
Man will keine dieser Schubladen jemals wieder von innen sehen..

Bin ich?

Ich werde 22 und weiss eigentlich nichts von mir.
Ich sehe meine Zukunft nicht.
Ich habe keine Träume.
Ich fühle mich alleine.
Ich finde mich deprimierend.
Ich finde meine Aussagen selbstzerstörerisch.
Ich bin kalt.
Ich bin eigentlich zu mitfühlend.
Ich bin aufopfernd.
Ich bin für jeden da.
Ich bin nicht für mich da.
Ich kann witzig sein.
Ich kann kritisieren.
Ich kann lachen.
Ich weine.
Ich lebe in der Vergangenheit.
Ich kann nicht abschliessen.
Ich kann nicht vergessen.

Ich verzeihe Dir nicht.

I know you.. do I?

In letzter Zeit schwirren Gedanken durch meinen Kopf, die nicht grade witzig sind. Eher traurig.
Eine Menge Menschen lesen diesen Blog, die nichts mit meinem Leben zu tun haben und die mich nicht wirklich kennen. Sie kennen nur das böseartige, immer gegen den Strom schwimmende Mädel, dass mit Unfreundlichkeit um sich wirft und trotz dessen wohl irgendwie gemocht wird. Ob das nun daran liegt, dass ich Brüste habe? Ich glaube schon. Aber das ist mir grade egal.
Ich vermisse meinen Bruder Tim so fürchterlich. Ich habe Angst um ihn und möchte ihn am liebsten sofort zu mir holen, mit ihm Dinge tun, die 17jährige tun sollten.
Mein Bruder sitzt dort alleine in seinem Zimmer bei seinem Dad und spielt den ganzen Tag am PC. Er war noch nie betrunken, hat eine Zigarette geraucht oder war mal unterwegs in einer Discothek. Er ist nen hübscher Kerl, auch nicht dumm. Aber ich glaube er bezahlt den Preis, der mir zustand.
Ich kenne meinen Vater nicht, ich weiss nicht wer er war und wie er war. Ich weiss von ihm, dass er sehr begabt war - Zahlen waren seine Leidenschaft. Meine Mum war Legasthenikerin, bekam das erst im Laufe ihrer Berufskarriere in den Griff. Der Vater von meinem Bruder hat auch eine Lernschwäche. Keine guten Vorraussetzungen für Tim.
Meine schulische Karriere fing ziemlich vielversprechend an. Ich war in der Grundschule immer Klassenbeste, ich war zutraulich und der Liebling unserer Lehrerin. In Mathe- und Deutschwettbewerben stach ich souverän herraus. Meine Familie fing an all ihre verlorenen Träume in mich zu investieren. Sollte ich der erste Spross dieser Familie werden, der nicht als Friseuse oder Gehilfin irgendwo landet? Ich würde die eben genannten Berufe nie schmälern, es sind nur die Gedanken, die mir entgegengebracht wurden. Allerdings wurde ich nie unterstützt.
Bei Elternsprechtagen ging ich alleine zu meiner Lehrerin, ich sah das Mitleid in ihren Augen und noch heute treibt es mir die Tränen, wenn ich daran denke, wie oft sie mich zu diesen Elternsprechtagen allein empfangen hat und mir jedesmal sagte, wie tapfer ich sei und das aus mir bestimmt mal etwas Einzigartiges wird. Dabei wollte ich nie mehr, als dass meine Mutter einmal von anderen Seiten hört, was ihre Tochter alles kann.
In der 5. und 6. fing ich an mich nichtmehr für den Lehrstoff zu interessieren.
Ich wurde der Klassenclown.
Ich musste das erste mal nachsitzen.
Schon totgeglaubte Teile meiner Familie riefen empört und geschockt an. "Was ist denn nur passiert, dass sie nachsitzen muss? Sie war doch immer so fleissig!" Was niemanden wirklich zu interessieren schien, war der Grund für mein nachsitzen. Es war nicht das rumgekaspere, nicht Unaufmerksamkeit oder schlechte Noten.. Ich hatte bloss verschlafen und bin dann in der Eile ohne Schulrucksack in die Schule gerannt. Zuerst ein riesen Aufhänger zum Lachen, aber die Lehrer vermissten so meine Hausaufgaben und alles was eben nötig war.
Und so kam es, dass ich meine Klassenclown-Seite voll auslebte, bis hin zur 10. Klasse. Meine Mum sagte, ich sei unterfordert und schickte mich zum Japanisch-Unterricht. Nicht schon genug, dass ich freiwillig nachmittags in Lettisch- und Portugiesischkurse ging.
Mein damaliger Klassenlehrer hingegen drohte mir andauernd, meine Akte sei schon handbreit und das würde meine Versetzung in die weiterführende Schule gefährden. Whatever. Er prügelte mir in mein 10. Klasse Zeugnis eine 5 in Mathe. "Puff" - so hörte es sich ungefähr an, als die Träume aller meiner Verwandten zerpflatzten. Mein Opa wollte, dass ich Jura studiere? Oh weh..
Die weiterführende Schule, in der man die 11., 12. und 13. machen kann, hatte halt eine Vorgabe von Noten in den Hauptfächern und eine Wartezeit. Problem war, dass die Schule sich nicht in meinem Landkreis befand und ich an allen Stricken zerren musste um zu dieser elitären Schule zugelassen zu werden. Wenn man dort seinen Abschluss macht und das Abi glänzt, dann kann man ALLES erreichen!
Ich brach noch vor Ende der 11. Klasse ab und ging mit 16 jahren vorerst getrennten Weges von meiner Familie weit weg in den Süden. Zwar hab ich mein Abi mittlerweile gemacht und es ist auch ganz ok, aber die Zeiten waren hart.
Und in all der Zeit war ich nie für meinen Bruder da. Ich habe das Gefühl, seine Entwicklung ist stehen geblieben. Und nun wohne ich in Hamburg und kann nichts tun. Er ist so weit weg, hinter der schützenden Hand seines Vaters.
Wenn es Zeit wird, sich zu entscheiden, welche Ausbildung er machen will.. was soll er werden?
Diese Distanz zwischen ihm und mir lässt mich ausbluten. Ich weiss nichtsmehr von ihm, er ist in meinen Augen nicht erwachsen geworden. Aber vielleicht empfinden grosse Schwestern es immer so und dürfen sich dann überrascht über die doch stattgefundene Entwicklung freuen.
Ich wünsche es ihm so sehr..

Freitag, Juli 28

An der Nordseeküste

Jeder Mensch hat etwas vor dem er sich fürchtet. Manchmal sind es ganz absurde Dinge und manchmal Dinge die uns ganz nah stehen.
Gestern musste ich meiner Angst das erste mal seit langem wieder in die Augen sehen.
Ich war an der Elbe.
Und ich fürchte mich vor offenen Gewässern.
Als 6jährige betet man seine Babysitter an, sie erlauben einem einfach alles. Und so kam es, dass ich im Bettnässer-Alter mit einem Eis und einer Wolldecke auf dem Sofa lag und mit meiner Babysitterin Saskia und ihrer rothaarigen Freundin, die sich Bier reinkippten und unverständlicherweise die ganze Zeit über einen Marco unterhielten, den weissen Hai schauten.
"Bei den gruseligen Szenen ziehst du einfach die Decke hoch!" Ich war brav und zog ziemlich oft die Decke hoch, ich glaube ich sah nicht einen Mord, nur manchmal ein paar Fetzen (haha!).
Ich stieg 7 Jahre lang in kein offenes Gewässer.
Mein Dad verzweifelte, allein bei dem Wort Nordsee fing ich an zu weinen. Und so kam es, trotz dessen, dass wir in Norddeutschland wohnen und die Nordsee grade mal eine Stunde von unserem Haus entfernt liegt, wir jeden Sommer im Freibad verbrachten.
Aber auch das Freibad schien bald nichtmehr sicher: Als ich 11 war, bekam ich einen immer wiederkehrenden Albtraum. Ich schwamm allein im grossen Becken, 2,20m tief, und die Filterluken gingen plötzlich auf. Haie der verschiedensten Arten zwängten sich durch die kleinen Luken und kreisten mich ein. Ich wachte auf, meine Vorstellung aber noch nicht. Mein Bett wurde seitdem ziemlich oft zu einem einsamen Floss und mein damaliges 13qm Zimmer die offene See.
Es war sicherlich nicht förderlich sich zwischendurch noch Filme anzusehen, in denen Riesen-Oktupusse einzelne Menschen in die Tiefe reissen und auffressen. Und ganz offensichtlich war es auch nicht förderlich für mich, mir die neue Serie "Surface" anzusehen.
Ich war gestern, dass erste Mal seit ca 4 Jahren, wieder in einem offenen Gewässer schwimmen. Nach einem 4-5km Marsch ("Wir brauchen nicht mit dem Bus fahren, ist vielleicht nen Kilometer zum Strand - lass laufen!") zwang mich eine Art Gruppenzwang gepaart mit angehendem Hitzeschlag meine Angst zu überwinden. Ich wollte meinen Bikini anziehen, hatte aber keinen dabei. Also musste Unterwäsche herhalten. Ich stand zuerst ganz allein in der Elbe, mein Bekannter sprach immer etwas von "chillen" und "braun werden". Er beobachtete meine tappsigen Schritte im kniehohen Wasser. Weiter gehe ich nicht! Ein Blick zu meinem Bekannten, seine Geste "Was is los? Geh weiter rein!", liess mich erschauern. Ok, bis zur Hüfte! Als er kurz die Sonne genoss und die Augen schloss, liess ich meine Beine einknicken und tat so, als wenn ich schon gaaaanz tief drin wär - dabei schwamm ich im hüfthohem Wasser auf den Knien.
Eine Heckwelle erwischte mich unerwartet und ich stiess mir den linken Fuss an irgendeinem scharfkantigem Stein. Der pochende Schmerz verriet mir, dass ich blutete und als ich meinen Fuss aus dem Wasser hielt um das hellrote Blut zu betrachten, passierte es. Panik. Haie können Blut doch über Kilometer riechen? Der weisse Hai sogar über hunderte von Kilometern. Ich rannte raus. Weinerlich über die Wunde am Fuss vertuschte ich meine Angst und legte mich zu meinem Bekannten auf die Decke.
Irgendwann war es soweit, wir wollten zusammen eine Runde schwimmen. Während ich peinlich genau jeden Zentimeter der Elbe versuchte abzuschätzen, schwamm mein Bekannter ziemlich weit hinaus. Er denkt ja wohl nicht, dass ich ihm folge? Spielerisch legte ich meine Angst offen. "Pass auf, sonst holt dich gleich der weisse Hai! Oder einen Riesen-Oktupus! Oder das Monster aus Surface!!!"
Er kicherte anfangs noch ein wenig über meine Warnungen, aber als ich jene zum 3. Mal in 5 min äusserte, wurde es ihm auch stutzig. Und mein blutiger Fuss hatte die Macht in meinem Kopf.
Ein toter Krebs schwamm 10 cm an meinem Oberkörper vorbei und plötzlich registrierte ich, dass ich Brusttief im Wasser stand. Ich rannte raus. Keuchend wartete ich ab, bis das Ding vorbei geschwommen war. Mir völlig egal ob es mit dem Bauch nach oben schwimmt - es lockt nur grössere Tiere an!
Wieder im Wasser, kichert Julian (mein Bekannter), dass ihm etwas grad am Fuss vorbeigeschwommen ist. Panisch frage ich ob es sein Ernst war und als er unter lachen beteuert, dass definitiv nichts an ihm vorbeigeschwommen ist, spüre ich plötzlich etwas an meinen Füssen vorbeischwimmen. JA, ich weiss, es war nur Einbildung! Aber Teufel nochmal, das Ufer war mindestens 5 Meter entfernt! "Schau mal, wir sind ein wenig abgedriftet, lass mal wieder näher zu unserem Platz schwimmen." - Gesagt, getan. Nurnoch 3,5m trennen mich vom sicheren Sand und da passiert es; Unerwartet streift mich ein schwimmendes Stöckchen und ein klirrender Schrei löst sich aus meiner Kehle. Völlig entsetzt renne ich ans Ufer. Für diesen Tag war es das letzte Mal, dass ich ins Wasser ging.
Mittlerweile war es schon knapp 17 Uhr und ich wollte nach Hause. Die Jungs blieben noch und so trottete ich den ganzen verdammten Strand entlang (Wieso mussten wir nochmal am Ende des Strandes liegen? Du Penner!) mit einem schmerzendem Fuss und der Abarbeitung panischer Angst.
Mein persönliches Highlight kam aber erst da auf mich zugeschlendert. Ein Inder mit einer Pepsiflasche in der Hand, fing an mich verbal zu penetrieren. In einem gebrochenem Deutsch verklickerte er mir, dass er kaum Freunde findet und meine Höflichkeit nahm von Meter zu Meter ab. Die Bushaltestelle war noch nichtmal zu sehen und das liess meine Laune schnell verschlechtern. Der Inder hörte nicht auf mir Honig ums Maul zu schmieren, aber da ich noch mit der pychischen Abarbeitung meiner Kindheitsangst zu kämpfen hatte, nickte ich nur immer mit dem Kopf und gab ein zustimmendes "Mhmh" von mir. Bei dem Satz "Ich würde dich gerne küssen." zwang ich mich meine Selbst-Therapie kurz zu pausieren und mich doch kurz mit dem freundlich grinsendem Inder auseinander zu setzen. Er tat mir fast ein wenig Leid, als ich ihm ausmalte, dass mein Ehemann sehr eifersüchtig sei und er zuerst mich und dann ihn quer aufschlitzen würde in einem Anfall rasender Eifersucht.
Der Inder gewann Abstand. Aber erst nach der dritten Wiederholung der Geschichte mit meinem imaginären Ehemann, schien er zu verstehen.
Zuhause angekommen, mein Mitbewohner wie erwarten schon da, freute ich mich ihn zu sehen. Meinen imaginären Ehemann. :)
Er half mir Magerquark auf meine roten Schultern zu klatschen und tadelte mich, mehr Sonnencreme solle ich nutzen! Und Montags gibt es auch kein Surface mehr!


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[Michi]: Aber du hast wirklich Angst, da kommt ein ROAR OCTOPUS MIT 5 KÖPFEN UND VIEL HUNGER LOL?
[Nina]: mach dich halt lustig.
[Michi]: naja, Höhenangst ist natürlich (kann man runterfallen), Spinnenangst .. die Viecher sind halt eklig
[Michi]: Aber wenn man weiss, dass es das nicht gibt?
[Nina]: es gibt alles!
[Michi]: zB ein Krokodil unterm Bett?
[Nina]: davor hatte ich nie angst
[Michi]: Ja
[Michi]: weil DEINS von Haien gefressen wurde

Ich fand das einfach so putzig, sorry Michi! :)

Sonntag, Juli 23

Ian Malcom und die Chaostheorie

Seit neuestem verbringen mein Mitbewohner und ich die Samstage immer zusammen. Nicht dass wir unsere Freizeit sowieso schon immer teilen, aber die Samstage sind unsere ganz eigenen Tage. Keiner geht weg, verabredet sich anderweitig oder beschäftigt sich alleine mit irgendwas.
Wir schlafen aus, gehen zusammen einkaufen und planen dann unseren Abend. Manchmal schlendern wir zum Chinesen, manchmal hol ich fix was vom Türken oder es wird einfach bestellt, was leider auch bedeutet, dass wir unsere Teilzeit-Diät in den Hintergrund rücken lassen.
Dazu gibt es dann ein Film-Thema; diesen Samstag Dinos! Voller Tatendrang gingen wir zur Videothek und nach ca 5 min unbeholfenen Suchens nach Jurassic Park 1-3 fragte mein Mitbewohner dann doch etwas errötet die Dame hinterm Tresen. Und tatsächlich, alle 3 Filme waren vorzufinden.
Auf dem Rückweg von der Videothek noch an der Tankstelle vorbei, 2 verschiedene Sorten Chips, Bier, Sprudel, Kippen - Ja, unser Gürtel sitzt im wahrsten Sinne Samstags immer etwas lockerer.

Wir quetschten uns zu zweit aufs Ledersofa (Halleluja, Gott sei Dank haben wir nicht Hochsommer), warfen uns Chips und Alkohol in den Rachen und rauchten als würden wir nur durch Nikotin atmen können.
Unser Interesse driftete irgendwann von der Story des Films hinweg zu "Findet Walter" - Suchspielchen. Viele kleine Fehler in dem Film liessen uns zu Kritikern erster Klasse mutieren, wir rissen den Film auseinander wie der T-Rex den bösen Anwalt und regten uns über die Klischeevermarktung einiger Charaktere auf. Nein, eigentlich ALLER Charaktere.
Als Beispiel: Der dicke Computerfreak, der triefend vor Fett nichtmal durch seine Brillengläser gucken kann, sein Arbeitsplatz eine Müllhalde voller Schokoriegelverpackungen, sein Desktop geziert von einer graziösen Pornoschlampe. Und das inmitten einer High-Tech Anlage, die an Sterilität sogar einen OP-Saal der Kardiologie übertreffen würde.
Was uns aber erst richtig in Fahrt brachte, waren kleine Fehler im Schnitt und der Umgebung.
Gegenseitig anstachelnd nahmen wir Jurassic Park Schnitt für Schnitt unter die Lupe, mein schwitzender Mitbewohner kaum noch aufzuhalten, ich schon leicht erschöpft.
Und so kam es, dass wir um Punkt 00.09 Uhr MEZ drohten wegzuknicken. Ineinander versunken schafften wir es grade noch auf allen Vieren ins Bett zu kriechen.

Für nächsten Samstag ist Indiana Jones geplant.
Ich fürchte dass wird ein noch kürzerer Abend... kritisieren erschöpft sehr schnell.

Mittwoch, Juli 19

Sometimes, i'm gone..

Ich bin unzufrieden. In jedem Maße.
Mein letzter Post ist schrott, aber man soll ja zu seinem Gedankenmüll stehen.
Mein Gefühlsleben breitet sich auf meine Art zu schreiben aus. Ich bin entschieden dagegen. Ich möchte meinen altgeliebten Stil wieder haben. Ich möchte nicht, dass meine Einträge sich nach meiner persönlichen Gefühlslage richten.
Ich möchte nicht sehen, was ich sehe.
Um es auf einen Punkt zu bringen:
Ich möchte garnichtsmehr.

Verschwinde Gewissen! Verschwinde Moral! Verschwinde Ethik! Ich brauche euch nicht!

Wer braucht Ehrlichkeit, wenn doch Lügen Freiheit bieten?
Wer braucht Loyalität, wenn doch der Gewinn höher sein kann?
Wer braucht Treue, wenn doch die gleichmässige Aufteilung der Zuneigung mehr Egoismus aufbaut?
Egoismus an die Macht! Nur ich kann mich lieben, mich ehren, mir treu und loyal sein.

Ich danke Dir für das nächtliche Gespräch. Ich ahne, dass Du diesen Text lesen wirst (oder es grade tust).
Alles verändert sich stetig, nur wir beide sind in einem Hamsterrad kurz vor der Verrottung, keins unserer Augen sieht das Päckchen des Anderen. Ich freue mich, dass Du mittlerweile ein Bein aus dem Rad baumeln lässt und weine weil ich dir nicht folgen kann. Aber vielleicht schaffe ich es irgendwann alleine mein Rad wieder zum laufen zu bekommen - isoliert, aber immerhin wird es wieder in Bewegung sein. Und ich weiss: Du wirst mit schier unendlicher Energie um meine Unnahbarkeit rennen und ich werde dich sehen.

There's a Dinosaur!

Montag, Juli 17

Die Rückkehr des Wal-Marts Part 1

Nun, wer meine Posts schon etwas länger verfolgt, kennt meine einschlägigen Erfahrung mit dem Wal-Mart meines Misstrauens.
Samstag Nachmittag war es also wieder soweit; bewaffnet mit Leergut, Stoffbeuteln und einem Korb zogen wir Richtung Süden. Quasi unsere Strasse raus, rechts, über die Strasse, da.
Und wie es leider viel zu oft der Fall ist, so werden wir auch diesesmal von einer Frau (Es) begrüsst, die nach Charly Cocktail aussieht. Etwas ängstlich, Es könnte beissen, versuche ich die Frau mit den lilanen Augenringen und dem Würfel in der Hand zu entkommen - doch ihre Arme sind unermesslich lang. Tentakelhaft schlängeln sie sich über meine Schultern, hinauf zu meinem Hals und mit einem entsetztem Schrei, der das Würfelmonster offensichtlich beeindruckt, schaffe ich es noch grade rechtzeitig aus ihren Fängen.
Etwas unter Adrenalin stehend, stelle ich mich zu meinem Mitbewohner der auch noch keuchend und froh über sein Entkommen bei der Leergutannahme wartet.
Doch auch hier treiben sich grässliche Kreaturen rum, die sich im Wal-Mart heimisch fühlen.. die Hyänen der Einkaufswelt.
Um eine blaue Tonne kreisend, in den die Leute ihre Flaschen werfen, wenn jene Probleme mit den Automaten ergaben, gestalten sie den Raum für Abstossung gebrauchter und angesabberter Ware etwas einengend.
Doch nun fangen wir erst mit der Pirsch an. Jurassic-Park-like werden wir durch ein riesiges Tor gedrängt wie eine Herde Schafe auf die Koppel und in diesem Augenblick geschieht es. Unser Kopf fängt an panisch umherzudrehen, alle Ecken gleichzeitig zu inspezieren. Ja, plötzlich fühlen wir uns nichtmehr wie Jäger - eher wie die Gejagten. Überwachungsmonitore überall über uns, wie Augen in denen wir unsere Spiegelbilder erkennen können. Die Crew mit den blauen Mänteln kreist uns langsam ein, wie Raptoren kurz bevor sie ihr Opfer als Gruppe zerfleischen. Wir versuchen uns aus der Menge zu lösen und in ein dunkles Versteck zu flüchten - und landen in der spärlich eingerichteten Multimedia-Ecke.
Mein Mitbewohner kommt aus dem Staunen nichtmehr raus, während ich immernoch zitternd versuche den Abstand zwischen den Blaumäntelraptoren und uns abzuschätzen.
Langsam entspannend schaffe ich es mein dominantes Anhängsel zur Brottheke zu zerren. Übrigens darf ich den Wagen noch immer nicht anrühren.
Endlich, da haben wir es geschafft - die Jagdfelder liegen vor uns, gefüllt mit gefrorenen Artikeln aller Art. Wir brauchen nur unsere warmen Finger in die kalten Truhen halten und sehen was anbeisst. Egal was es ist, wir nehmen es. So kommen wir auf eine bunte Mischung aus Calmari, Pizza und Knoblauchbaguettes. Meinen grunzenden Mitbewohner scheint die Beute offensichtlich zu befriedigen, ich allerdings sehne mich nach etwas Neuem! Etwas gefährlichem! Halblebender Beute! Und so wage ich mich an die Frischfleischtheke, ungemerkt beobachtet von einem Raptor, und greife nach Hackfleisch. Der Raptor nutzt meine momentane Schwäche sofort aus und stürzt sich auf mich. Seine Krallen schneiden sich in mein Fleisch und ich merke wie Blut aus meinen Ohren sickert. Ja, er redet mit mir. Er redet immernoch. Und er will nicht aufhören.. zu Hilfe! Todesmutig stürzt mein Mitbewohner mir zu Hilfe, lenkt den Raptor kurz ab und kleinen Schrittes flüchten wir mit unserer ausgeweideten Beute Richtung Ausgang. Verwirrt und allein zurückgelassen an der Frischetheke, empfinde ich während unserer Flucht ein wenig Mitleid mit dem Blaumantel..
Doch ein Schrecken lag noch vor uns. Wir mussten wieder an Es vorbei.
Kurz vor dem Loch indem Es sich versteckt, setzen mein Mitbewohner und ich einen unausgesprochenen Plan durch - wir hoben die Beutel und den Kasten auf Kopfhöhe, täuschten rechts an und schlidderten links an Es vorbei. Während wir die Schleuse zur Bakterienentfernung passierten, sah ich noch wie die lila Augenringe uns sabbernd und enttäuscht nachsahen.
Diesmal hatte Es noch nicht damit gerechnet..

..aber mir graut es schon vor der nächsten Jagd.

Sonntag, Juli 16

Antipathy

Ich habe 2 Tage oder länger gegrübelt, was ich als Aufhänger für meinen nächsten Blog nehme und bin fast verzweifelt, weil mir nichts einfiel. Niente. Nada.
Die Tatsache, dass mein Köpfchen sich nichtmehr damit beschäftigen will, Alltäglichkeiten zu zynischen Einträgen zu extremisieren, enttäuscht mich. Und was könnte man daraus lesen? Ich sei eingebildet. Und genau das nehme ich mir, nach einer heutigen Unterhaltung (oder eher 3-sätzigem Gedankenaustausch) mit einer mir fremden Person, als Versuch mich neu zu formulieren.

Ich sitze also hier, unterhalte mich mit einem flüchtig Bekanntem. Er trifft mich etwas, als er mir unterstellt, dass meine Intention darauf liegt, Trashtalk unters Volk zu bringen. Durch den kleinen Kratzer fühle ich mich provoziert. Ich hole weeeeeiiiit aus, der Paddel schnappt nach Luft um mehr Schwung aufnehmen zu können, und BAM. Da sage ich es. Ich habe mich so direkt und aufdringend formuliert, dass jegliche Interpretationsfreiheit genommen wird. "Durch mein Studium bedingt, kann ich dich im Thema Politik in Grund und Boden quasseln.", und es folgen noch der ein oder andere Stich, der sein Ziel nicht verfehlt. Ich kenne die Schwäche meines Gegners und ich habe sie vollkommen ausgeweidet. Gut, war nicht nett von mir, kann auch locker als arrogant und eingebildet definiert werden. Ich bin nicht stolz auf meine manchmal sehr direkte, aber dennoch realistische Art, aber ich halte sie dennoch für erforderlich.
Jedenfalls mischt sich sofort eine 3. Person ein, der stille Beobachter in diesem Fall, und schlägt mir meine Arroganz missinterpretiert ins Gesicht. Der letzte vernommenene Satz "[...] du bist eingebildet." wird von mir mit einem trotzigem "Und?" beantwortet.
Gesprächsende.
Ein 4. Beobachter, der mir wesentlich näher steht, spricht mich nach dem Gespräch persönlich an.
"In einem Moment wirkst du wie ein kleines Bluemchen, das vom kleinsten Windstoss umgepustet werden könnte - im anderen dann wie .... ein Baum?"

Abgesehen von persönlichen Aspekten frage ich mich;

Ist Arroganz, egal wie wahrheitsgetreu sie ist, wirklich Arroganz? Ist es die Art wie man die Wahrheit sagt, schmerzhafter als die Wahrheit an sich?
Was verletzt Menschen so, dass sie sich wie ein Baum aufstellen und eine Kraft zu entwickeln scheinen, die wiederum andere Menschen verletzen kann?
Wie gesund ist Arroganz? Wie hinderlich?

Über diese Fragen hab ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht, aber heute nehmen sie sich einen berechtigten Platz in meinen Gedanken.
Und nachdem ich diesen Post geschrieben hab, muss ich feststellen, dass mein Zynismus immernoch verschollen ist. Deprimierend.


.. "can it be hug time now plees?"

Dienstag, Juli 11

Abkühlung

Abkühlung

Daß ich älter werde, merk ich daran,
Nicht daran, daß ich bequemer werde,
Sondern daran: gegen jedermann
Habe ich was: Nörgelei und Beschwerde.

Philosophisch bin ich wohlwollend bewegt
Von allgemeiner Menschenliebe.
Aber praktisch hat sich mein Bedürfnis gelegt,
Mich an Menschen zu binden. Ich bliebe

Am liebsten in meinen vier Wänden.
Die Antriebe sind mir abhanden gekommen,
Mich ohne Rücksicht auf mich zu verschwenden.
Ich habe mich in mich zurückgenommen

Und sitze wie ein Buchhalter da,
Der ein Kapital, im Auftrag, für Zinsen verwaltet.
Ich weiß nicht, wann das mir und was mir geschah.
Bin ich plötzlich oder allmählich erkaltet

Und kann ich noch auftaun? Paläontologen
Haben Gesetze der Eiszeit geschrieben.
Ich habe mich nie gern selber betrogen:
Ich werd nicht mehr auftaun. Ich müßte denn -
lieben

Eva Strittmatter *1930

Mittwoch, Juli 5

Aus, aus, das Spiel ist aus! Deutschland ist...

.. raus.
Ja ja, schade Deutschland. Dabei hat sich unser Land doch durch die WM neuentdeckt und lieben gelernt. Das ist zumindest die Floskel, die den Gang durch die Nachrichten nimmt.
Aber zu den Medien möchte ich mich heute ausnahmsweise nicht äussern.

Heute möchte ich bloss meinen Gedanken freien Lauf und den Worten Selbstständigkeit lassen.

Hände, fähig zu berühren, zu vermitteln. Gefühle agieren. Gefühle zeigen. Und doch wird so manche Hand von der ein oder anderen Narbe gezeichnet sein. Im Augenblick der Entstehung mochte sie unendlich geschmerzt haben, ein Schmerz der uns die Sinne schärfen liess und tiefe Wunden bluteten aus. Selbstmitleidig trauerten wir um jeden Tropfen und erinnerten uns an die Zeit in der wir dachten wir könnten ohne sie nicht leben. Und im Augenblick der Trennung, im Augenblick des Bewusstseins, dass wir etwas verlieren, was doch eigentlich zu uns gehört, fragten wir uns wie wir ohne diese Tropfen weiterleben können. Denke ich heute an diesen Augenblick der Entstehung zurück, so vermag mein Bewusstsein nur einen kleinen Stich zu vermerken. Wie konnte ich so töricht sein und denken, dass ich ohne diese Tropfen nicht leben kann?
Und doch weiss ich, weitere Narben werden kommen und sie werden mich wieder schmerzen und wieder werde ich denken, dass ich ohne diesen Teil von mir nicht weiterleben kann. Es ist nur menschlich, Angst vor Schmerzen zu haben. Schmerzen die auch, sooft wir sie erleben, niemals weniger werden. Niemals werden wir uns daran gewöhnen. Niemals werden Narben zu vermeiden sein. Sie machen uns einzigartig, individuell, sind unser Erkennungsmerkmal und erinnern uns an das was einmal war...

...und was kommen wird.

Dienstag, Juli 4

Eine Welt zu Gast bei Paranoiden!

Es ist kurz vor 7 Uhr auf einem Dienstag Morgen. Ich schaue Nachrichten und natürlich ist Fussball wieder das Thema. Heute spielt Deutschland gegen Italien im Halbfinale dieser hochgelobten und überflüssigen Weltmeisterschaft.
Wir nehmen jetzt bitte folgende Worte auf und versuchen sie zu verbinden, ohne gleich terroristische Anschläge darauszusehen.

- Bruno, der erlegte Braunbär
- Fussballweltmeisterschaft
- Deutschland gegen Italien

Füge man diese Worte wild aneinander kommt dabei (laut einer Nachrichtensendung) herraus:
Die Italiener sind uns böse gesonnen und versuchen uns zu manupulieren! Bruno stammt aus italienischer Familie, nahm wohl das Motto der WM als Aufforderung Deutschland zu besuchen - "Eine Welt zu Gast bei Freunden" - und wurde von den kaltblütigen Deutschen erschossen. Ausserdem habe eine italienische Nachrichtensendung zu verantworten, dass ein deutscher Fussballspieler für das heutige Spiel (gegen Italien, ja, nicht vergessen) gesperrt ist.

Dabei schlucken wir beiläufig den Grund für die Sperre jenes Spielers und tunken unsere kalten Finger in eine dreckige Schale voller Unschuld.
Kann mir jemand verraten, was sich die Verfasser solcher Beiträge eigentlich denken? Denken sie überhaupt? Und wenn ja, wie? Suchen sie sich die derzeit präsentesten Themen, nehmen ein Wort das sofort mit der ganzen Komplexität um jenes Thema verbindet und stecken sie einfach aneinander? Die Lücken gefüllt mir verbaler Diarrhö und kurzen Blicken auf die geistige Insuffizienz des Verfassers lecken sich die Klatschsüchtigen anscheinend nach genau soetwas die Finger. "Bild"-Zeitung mit Ton und ohne umblättern direkt ins Haus geliefert.

Wenn dann aber der Spiegel eine Reportage unverblümt und auf Tatsachen aufgebaut durch die Bildröhre hämmern lässt, schalten die meissten auf Glasblick oder empören sich. "Ihh sowas gehört aber nicht ins Fernsehen.. die zeigen dort wie Menschen im Krieg direkt in den Strassen von Bagdad umgeschossen werden."

Nein, die Gesellschaft braucht keine Wahrheiten. Die Gesellschaft braucht keine Bilder von Toten und Krieg, von Krankheit, Armut und dem deutlichen Finger der uns an die Wand stellt.
Die Gesellschaft braucht nur zu Wissen mit wem David Beckham schon alles gevögelt hat.

Stehe ich so alleine? Wieso nimmt nur eine Minderheit wahr, was um uns herum wirklich passiert und wo die Gewichtungen liegen sollten?

Wacht auf! Schlaf schützt uns nicht vorm altern!

Dienstag, Juni 27

uh i like that!

Es ist Dienstag Abend, ich schaue ER auf Pro7 und um Punkt 21 Uhr werde ich zusammengepfiffen.
Es ist WM in Deutschland - Eine Welt zu Gast bei Freunden. (Wieso ich mich mit dem Motto nicht anfreunden kann, weiss ich nicht genau zu benennen..)
Mein Mitbewohner nötigt mich ARD anzuschalten und voll innerer Wut flüchte ich unter die Dusche. Nicht dass ich kein Fussball mag. Nicht dass ich gerne auf meine gewohnten Alltäglichkeiten verzichte, für Fussball. Nicht dass ich mit meiner Wut nicht umgehen könnte.

Ich hasse Fussball. Ich hasse die WM. Und nochmehr hasse ich die WM in Deutschland.

Und ebenfalls hasse ich unnötige Morde an Tieren. Deutschland diskutiert über die fragliche Erlegung eines Bären, der sich in der Nähe von Menschensiedlungen rumtrieb.
In einem Zeitalter, indem Teile des Monds verkauft werden, indem man sich Filme auf Handys ansieht und indem man Tiere (und baldmöglichst auch Menschen) erfolgreich klont ist es nicht möglich einen Bären zu betäuben und umzusiedeln?
Und doch, der Jagdinstinkt wurde geweckt und Deutschland weiss sich wie immer nicht anders zu wehren. Das war natürlich keine Anspielung auf die deutsche Historie. ;)

Guten Abend Deutschland, wir danken dir für deine Gastfreundschaft!

Montag, Juni 26

Warum blog ich?

Nun, meisst aus reiner Langeweile oder dem Bedürfnis von ein wenig geheuchelter Aufmerksamkeit, so halte auch ich mich manchmal im IRC auf. Dort verweile ich in einem Channel, der von Leuten gefüllt wird, mit denen ich zusammen online spiele.
Ich bekam einen Link.
Der Link amüsierte mich.
Ich tat kund jenen Link auf meiner Blogsite zu veröffentlichen.
Ich bekam eine Rückmeldung die mich etwas faszinierte:
<***> blogs sind so.. boah
<***> wenn die leute die meinung von leuten einholen wollen dann fragen sie sie.

Nun, ich frage hier nach keiner Meinung und selbst wenn ich es auf diese Weise tun möchte - warum nicht?
Allerdings, wie einen Satz vorher schon erwähnt, ich suche hier keine Meinungen.
Man kann es eine Art therapeutische Massnahme nennen. Ich schreibe meinen Alltag, ins extreme gezogen, hier hinein einfach um es geschrieben zu haben und ich zeige es den Personen, von denen ich der Meinung bin, sie können damit umgehen.

"Wieso schreibst du kein Tagebuch?"
Auch hier gibt es mehrere Antworten (Ausreden); ich schreibe viel lieber mit einer Tastatur als per Hand und wie ebenfalls schon erwähnt möchte ich diverse Posts diversen Menschen zeigen.

"Aufmerksamkeitsbedürfnis? Suche nach Verständnis?"
Vielleicht. Vielleicht beides. Ja ein wenig schon, denke ich. Jeder Mensch hat eine andere Art sich auszudrücken und wie gesagt - schreiben liegt mir! :)

Für all diejenigen die das nicht nachvollziehen können: Man muss es garnicht!

Und da der Ursprung meines Posts gedanklich woanders lag, möchte ich es nicht vorenthalten:

Die Bibel gegen den Drang zur Masturbation!

it's summer!

Ich hatte diverse Probleme mein altes "online-Tagebuch" weiterzuführen und somit meine alten Einträge auf einen neuen Account verschoben. Und sogleich plagen sich in meinem Kopf wieder Dinge an die man nicht denken möchte..

Mittlerweile ist es so, dass ich mich nichtmehr ins Bett traue, ausser ich bin so müde, dass ich weiss ich schlafe sofort ein. Im Bett ist man seinem Kopf ausgeliefert, nichts lenkt die Gedanken ab - unweigerlich wird man mit dem konfrontiert, was einen am meissten erschüttert. Dieser aufdringliche Hinweis auf eine anstehende Veränderung in meinem Leben ängstigt mich.
Es macht mir schon fast Panik.
Und all meine Kraft scheint zu versiegen, denn ich musste feststellen: Ich habe mich abhängig gemacht. Eine Droge ist in mein Leben getreten und egal wiesehr ich die Tatsache verdränge, dass ich nicht weiss wie ich ohne jene leben soll, so weiss ich auch, dass ich es muss.

Der Sommer ist da, Tatendrang schlich sich mit, und trotz der mir nicht ganz nachvollziehbaren Fussball-Euphorie in Deutschland, schlafe ich. Ich versuche mich wegzuschlafen vor dem was sich mir mit viel zu schneller Geschwindigkeit entgegenwirbelt - und doch.. bin ich nicht in den Sekunden, indem mich meine persönliche Droge verführt und ich sie geniesse nicht vollkommen glücklich? Wenn ich spüre wie ich mich ihr hingeben kann..

Und somit danke ich dem Sommer für das durcheinanderbringen meines Lebens! So wie jedes Jahr.

Ich bin die Unschuld und die Unschuldigen sind mit mir.

In dem Sinne geniesse ich meine Droge solange sie mich nicht den Verstand kostet.

Unverständnis

Es ist ja nicht so, dass mein Leben sich um Männer dreht. Um Gottes Willen.. Aber sie machen einem das Leben nicht einfacher, nur komplizierter.
Nun, da ist dieser Kerl, Max. Eigentlich ein total lieber, aufmerksamkeitsbedürftiger und manchmal selbstmitleidiger Kerl. Dumm ist er auch nicht. Er studiert Medizin und erfreut sich am herumgraben in kalten, aufgedunsenen Leibern.
Jedem wie er mag.
Ich hab Max also über seinen Bruder Moritz (was die Mutter sich dabei dachte mag ich garnicht zu erfragen) kennengelernt, welcher jener mir seit einer Einweihungsfeier bekannt ist und mit dem ich ein paar angenehm entspannende tage in Kiel verbrachte. Also mit Moritz.
Da lerne ich also eines Abends Max kennen und er ist mir sofort symphatisch.
Max und ich lassen keine Gelegenheit aus miteinander zu flirten. Ist ja auch schön. Flirten mein ich.
Handynummern werden ausgetauscht, man verspricht sich mit ganz doll gedrückten Daumen bald eine Gelegenheit zu finden sich wiederzusehen.
2 Tage später. Max ruft an. "Ich will nicht wissen ob und was zwischen dir und Moritz lief.. blabla." Ich fühle mich wie vor's Gericht gestellt und angeklagt, wegen nicht vorhandener Monogamie zu einer mir nicht bekannten Person und werde mit unhaltbaren Anschuldigen gekreuzigt, dass sich grad bildene Magengeschwüre gleich an Nahrung fett fressen koennen.
Genervt und lustlos beende ich das Gespräch besänftigend.
Ich entschliesse mich zu einer Freundin zu fahren, dort ein paar Tage meiner Ferien zu verbringen. Eigentlich ungewollt aber dennoch ausführend, starte ich ICQ von ihr aus und .. als haette ich es ahnen müssen, Unmengen von Nachrichten von Max (jaja, wenns Handy aus ist, nutzt man halt andere Wege).
Die ersten 3: "He Kleine, meld dich mal, wollt mich entschuldigen. Wollt nicht so ausrasten..." "Meld dich mal bitte!" "Ruf mich an, wenn du das liesst, bitte."
Die nächsten 2: "Bist du bei Moritz und antwortest mir deshalb nicht? Moritz ist nämlich auch seit Tagen nicht zu erreichen." "Du kannst mir ruhig sagen, wenn du bei Moritz bist.. sei wenigstens so ehrlich!"
Die letzte: "Alles klar, ich weiss bescheid."

Total wütend und trotzig klatsch ich ihm den unfreundlichsten Text entgegen der mir einfällt und siehe da, er antwortet natürlich nichtmehr.
Irgendwann kommt "Sorry, ich muss das was man mir grade erzählt hat erstmal verdauen. Haette das nicht von dir gedacht."

Soso. Haste nicht. Ich haette das auch nicht von mir gedacht. Wie konnte ich nur. Ich böses, böses Mädchen. Steinigt mich!

Wofür eigentlich? Und wieso soll ich mich vor jemand rechtfertigen, der keinerlei Anspruch darauf hat?

Nun, nach verschiedenen wütenden, und deshalb wohl mehr oder weniger unfreundlichen Nachrichten meinerseits, gesteht er mir, irgendwer, den ich nicht kenne, nur mal den Namen gehört habe, haette gesagt, Moritz und ich vögeln uns grade durch die neue Wohnung. (Bitte gut merken den Abschnitt, gen Ende hab' ich noch eine Bemerkung die ich mir nicht verkneifen werde.)

Ich hab's dabei belassen. Sowas ist mir zu anstrengend, zu sehr im Kindergartenbereich, als das es mich weiter aufregen würde. Gesunder Menschenverstand mag manchmal über die chromosomale Laune des wütenden Agierens weiblicherseits gewinnen. Manchmal.

Nach 2 Stunden heimlichen Aufregens ist meine Laune so tief gesunken, dass ich nun Klärungsbedarf habe. Harmoniesüchtige Menschen (manche mögen es auf mein Sternzeichen zurückführen) bestehen auf diese Art der entgültigen Klärung. Also Max angerufen, versichert, dass nichts lief. Und ihm auch gleich mitgegeben, dass wir uns eigentlich garnicht kennen, er aber schon durch die Gegend rennt wie der eifersüchtige Haremsführer des frühen Persiens und mir sowas wirklich stinkt. Ich glaube es kam an. Wenn auch ungewollt zweideutig.

Alles geklärt.

Ich fahre also nochmal zu Moritz, wir lachen ein wenig über die ganze Geschichte und sind froh, dass sie geklärt ist. Zwischendurch klingelt dann noch das Telefon, Max. Er moechte mit mir sprechen und fängt an mir von der Ehefrau seines besten Freundes zu erzählen, die ihn ja ganz dringend verführen moechte, was der Ehermann/bester Freund natürlich nicht weiss und 3 Tage später treffe ich Max und werde unerwartet angepöbelt. Total übertrieben und irgendwie voller Hass. Ok, Sache scheint wirklich geklärt zu sein.

Sollte man sich wirklich bis hierher erbarmt haben und die ganze Geschichte gelesen haben, so wird man sich denken: "Was für'n lächerlicher Kinderkram!"
Und ihr habt recht.

Ich frage mich an diesem Punkt wirklich, was Männer berechtigt abwertend und verallgemeinernd über Frauen zu sprechen, nur weil ein paar ihrer Spezies eindeutig den Grad der wechselnden Reife noch nicht erreicht haben.. wo Männer doch 'n Scheiss anders sind.

Und, heute schon erwachsen geworden?

Gestern abend haben wir uns einen Film ausgeliehen, bzw. mein lieber Mitbewohner wurde losgeschickt um einen Film auszuleihen. Ich haette ahnen müssen, dass dieser Versuch nach hinten losgeht.. er ist ein Filmbanause, hat zwar Unmengen an Dvd's (Sammlerdrang), aber kennt Kultfilme wie "Der blutige Pfad Gottes" nicht.
Ich habe ihn in meiner Verzweiflung noch gebeten, sollte der Fall eintreten und er findet keinen Film der meinen Ansprüchen eventuell genügen koennte, "Das letzte Einhorn" auszuleihen. Über diesen Film scheiden sich zwar die Meinungen bis ins Extreme, aber ich weine gerne, wenn das kleine weisse Pferdchen mit dem Horn auf der Stirn wiehernd durch alle Jahreszeiten galoppiert.
Nun, er kam fix zurück, was meine Hoffnung steigen liess, dass er vielleicht einen wirklich klasse Film auf Anhieb gefunden hätte. Voller stolz und grinsend wie ein Kind beim Ostereiersuchen frohlockt er: "Ich hab 'nen tollen Film gefunden, mit 'nem tollen Schauspieler!".
Spannung.
"Was denn? Nun sag schon!"
Kennt ihr das Gefühl, wenn man sich auf etwas wirklich freut und dann diese Hoffnung nicht erfüllt wird? Man fühlt sich in den Bauch getreten, rückwärts fallend in die tiefe Dunkelheit.
Ich hörte nur "Depp, Schokoladenfabrik" und war schon gezwungen Ignoranz wirken zu lassen. Mit tiefgezogenen Augenbrauen widme ich mich also wieder dem PC und merke noch, wie er selbst enttäuscht von meiner nicht vorhandenen Euphorie über diesen Film, seinen Mantel in die Ecke wirft und sich über das tröstende Wan-Tan inkl. Suppe und Ente hermacht.
"Wenn du den Film nicht magst, hat es keinen Sinn, wenn ich ihn gucke." - "Guck ihn dir doch an, ich leg mich eh dann schlafen." - "Nein, ist doch Blödsinn. Ich guck den nicht."
Trotz!
Was solls, ich lege mich nach 2 weiteren Stunde des nichtmehr-an-den-Film denkens, aufs Sofa und schaue mir "Leon der Profi" an. Gen Ende falle ich in den Schlaf, werde von meinem Mitbewohner noch zugedeckt und versorgt und geniesse das langsame verhärten meiner Nackenmuskulatur.

Es ist dunkel und offenbar noch mitten in der Nacht. Und was vernehmen meine Ohren? Johnny Depps Synchronisationsstimme, ganz leise. "Ich will den Film nicht gucken, wenn du sagst, dass der blöd ist!" hallt es noch in meinem wieder einschlafendem Köpfchen..
Einfach süss, wenn knapp 30 Jahre alte (in diesem Falle eher junge) Männer so heimlich herumluschern.
Fast heimlich lasse ich meine Hand über seinen Kopf gleiten und kraule ihn ein wenig und siehe da.. der Fernseher wird lauter gemacht.

Einkaufen bei Wal-Mart

Einkaufen. Ist das nicht ein Privileg des doppel-x Chromosoms? Ich spreche nicht von Klamottenshoppen sondern vom Wal-Mart, Lidl, Aldi et cetera perge perge deiner Wahl!
Ich wandele also Richtung Walmarkt an der Sternstrasse, ein Freund - nennen wir in Hans - begleitet mich. Wir wollen den Abend gemeinsam verbringen, an einem Projekt arbeiten und suchen dafür noch Nahrung die uns über den Abend führt. Im Dschungel dieses riesigen Einkaufsmarktes entsteht unser erster Disput: Ich darf den Einkaufswagen nicht schieben! "Mein Wagen!" ertönt es durch die gewaltige Halle und ich lasse ihn überrascht, wenn auch schmollend gewähren.
Meine Vorstellung der notwendigen Jagd scheint aber auch nicht die seiner zu entsprechen. Mein Gang, fixierend Richtung Brottheke, Obststand und Schlachtbank, wird von seinem dominierendem Gehabe unterdrückt. Also schlendern wir, entgegen meines Willens, langsam durch verkorkste Dosenregale und weit ab vom Obst zur Milch. Ich gebe würgende Geräusche von mir, als Zeichen meiner ABlehnung, doch wieder werde ich ignoriert.
Gereizt von der Unterdrückung kämpfe ich um den Einkaufswagen und werde .. weggeschubst?! "Hab' ich mich unklar ausgedrückt? Mein Wagen."

Was zur Hölle..?

Ich schmolle und weigere mich weiter aktiv am Einkauf teilzunehmen und - er nimmt es schweigend, manchmal dominierend lächelnd einfach hin.
Fassungslosigkeit verbreitet sich in meinem Geist. Sowas habe ich noch nie erlebt; Ich bin während des einkaufens einem Machtspielchen ausgeliefert, welches ich offenbar verliere.

Endlich kommen wir zur Frischkäsetheke und ich darf, nach seiner Aufforderung (He Kleine, nun darfst du dir auch was aussuchen! - Moechtest du noch eine Wiener auf die Hand?) endlich etwas aussuchen. Meine Wahl fällt auf Brennesselkäse und als hätte ich es nicht geahnt: "Nein, der schmeckt doch garnicht.." - zur Verkäuferin: "Wir nehmen Appenzeller, 200Gramm."
Ohne eines weiteren Blickes gewürdigt zu werden, bin ich diesem Horroreinkauf noch weitere 20 Minuten, führend durch jedes Regal und Vorträge über Toilettenpapier, vollkommen hilflos ausgeliefert.
An der Kasse der nächste Streitpunkt. Ich greife wie gewohnt in den überfüllten Wagen, mit diesem ekelhaftem Weisswein der zu meinem Gericht ausgesucht wurde, und lege das erste Teil aufs Band, da werde ich scharf angegangen: "Nein! Das mache ich selber!".

Bin ich im falschem Film? Zuerst wird mir das aussuchen qualitativ hochwertiger Nahrung (Danke, Wal-Mart), dann das schieben des Einkaufswagens und nun das aufs Band legen der frisch gefangenen Beute verwehrt. Mein Blut kocht und ich stehe kurz davor die an der Kasse aushängenden Hygieneartikel zur direkten Kastration meines Begleiters zu verwenden.. als ich besänftigt werde: "Du darfst da vorne, beim Griechen, schonmal aussuchen, was wir für heute Abend brauchen, bzw du zum Kochen brauchst."
Mein Triumph!
Halt! - Wurde ich grade abgeschoben? Nutzlos und besiegt trotte ich also gen "frischer Grieche" und stehe vor den Oliven. Meine Wahl ist schnell gefallen und ich tue sie auch sofort Kund, als mein vermeindlicher Begleiter mich ignorierend auf die mit Frischkäse und Kräutern gefüllten Oliven zeigt und sofort 250Gramm bestellt. Hier darf ich also auch nichts.. Mit hängenden Schultern fordere ich 'Hans' auf noch etwas Feta und ein Ciabatta zu kaufen, Pepperoni und Paprikapaste. Achja, gegrillte Auberginenscheiben bitte nicht vergessen, doch ich werde schon nichtmehr wahrgenommen. In seinem Element befindend muss ich mir meine Niederlage endlich eingestehen und torkel vollgepackt mit Tüten nach Hause.
Endlich hat diese Qual ein Ende!
Dachte ich.
"Den Einkauf pack ich alleine aus!"

Freunde bleiben?

Kennt ihr das?
Freunde, Bekannte, wissende Gesichter.. man schenkt jemandem Vertrauen und denkt "ich kenne die Person, also lass ich sie mich kennen" und man tritt in einen Fettnapf, grösser und tiefer als es der Marianengraben je sein koennte.
All die Aufopferung, die Gefühle die man investierte - vergebens! Der andere Part der Freundschaft sehnte sich nach einem Beschützer, einer sich aufopfernden Person die für ihn da ist und man gibt dieser Person all dieses - egal um welchen Preis. Einfach um zu beweisen, dass man da ist, immer, egal in welcher Situation der andere Part steckt. Man selber verlangt nichts, schliesslich soll man nie verlangen - echte Freunde wissen ab wann sie zu sein oder eben nicht zu sein haben.
Und dann passiert es.. Sind es bei zwei Männern meisst eine Frau, so ist es in diesem Fall ein Mann. Ja, richtig, eine Freundschaft zwischen zwei Frauen kann durch einen Mann enden - Grundlos.

Kennen Männer diese Macht? Und nutzen sie sie schamlos aus, um ihrem triebtäterhaften Dasein Befriedigung zu schaffen? Ich möchte in keinem Fall Männern gegenüber feindseelig erscheinen, doch bei manchen Exemplaren dieser chromosomal belasteten Spezies scheint wirklich jede Hoffnung verloren. Aber ich spreche kein Urteil - die zu manipulierenden Frauen sind nicht minderschuld.

Wie sagt ein uralter, ätzender Omispruch?

"Es gehören immer zwei dazu!"

Wirf eine Freundschaft weg, solange du noch kannst und erhoffe dir von dem vermeindlichem Grund ein Stück kurzlebige Liebe um deinem Wesen die nötige Nahrung zu verschaffen. Sei ein Mensch und jage..

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