Mittwoch, April 4

emotionale intelligenz

Emotionale Intelligenz hat rein garnichts mit Allgemeinbildung zu tun. Ganz im Gegenteil. Bilden kann man sich immer und überall, wenn man es denn möchte. Man kann sich entwickeln. Der Mensch entwickelt sich. So heisst es doch immer, oder?

Ich muss gestehen, ich sehe mich da anders. (Sieht sich jeder, ich weiss.)
Ich sehe mich als besonders. (So wie jeder sich sieht.)

Nehmen wir das Beispiel der Blondine. Aufgetakelt, Paris Hilton Sonnenbrille, weisser Rock, Sonnenbankbräune, 2 Tonnen Schminke im Gesicht. Ich wäre jetzt ganz abwertend (bin ich es nicht schon?) und würde das Mädel innerlich auslachen (so wie ich es eigentlich immer tue). Ich würde mir sagen "oh je, du musst noch viel lernen". Ich würde mich, ohne äusserliche Anzeichen, über dieses Mädchen stellen. Sie wäre für mich nur eine "Tussie".

Nun, hier stehe ich, in meiner hüfthohen, olivfarbenen Hose, meinem passendem Tanktop und meinen schwarzen Sneakers. Ich fühle mich gut darin, ich fühle mich nicht abstossend oder verkleidet. Ich denke mir, im Stil der "du-darfst" Werbung, du siehst garnichtmal so übel aus, Baby - und wirke in genau diesem Augenblick genau wie die Tussie in ihrem Wannabe-Schick.

Das einzige was uns nun noch unterscheidet, sind unsere offensichtlichen Interessen. Ich denke über mich nach, über sie, ich versuche zu analysieren und zu kaschieren, während sie ihr Handy herrausholt und mir vorspielt, sie würde ein wichtiges Telefonat führen. Ich weiss, dass niemand in der Leitung ist, denn ich bin nunmal nicht blöd und meine zu wissen, warum sie sich so aufspielt. Sie ist wichtig. Denkt sie. Und ich fühle mich in diesem Augenblick wieder erhaben.

Meine Analyse über dieses Mädchen führe ich auf meine emotionale Intelligenz zurück, etwas, dass meiner Meinung nach, leider nicht jeder besitzt. Oder besitzen will. Klingt ziemlich arrogant oder? Eine Parallele. Sie sieht arrogant aus und ich denke arrogant. Wo also liegt der Unterschied? Kann körperliche Überzeugung mit der geistigen mithalten? Möchte man immer wissen, spüren, wann man angelogen wird? Und möchte man das akzeptieren? Muss man es nicht sogar akzeptieren, um sich nicht selber irgendwann mit dieser Lüge abzufinden?
Manchmal wünsche ich mir, einfach dumm zu sein.

rrrring rrrrring

Es gab eine Zeit, in der ich mich nicht vor dem ringen des Telefons gefürchtet habe. Leider liegt die sehr weit zurück.
Mittlerweile ist es so, dass ich nichtmehr rangehen mag. Der penetrant laute Ton des 70er-Jahre Telefons löst in mir schieres Unbehagen aus. Im Bauch macht sich das flaue Gefühl breit, dass am anderen Ende der Leitung nichts gutes auf mich wartet. Mir wird körperlich richtig schlecht.

Letztes Wochenende musste ich Samstag wie auch Sonntag arbeiten und an beiden Tagen war sehr viel los. Ich war, so muss ich es eingestehen, ein klein wenig überfordert. Und dann passierte es, gerade als ich 20min zuhause war. Es klingelte. Dieses verdammte Telefon. Dino ging ran und an seiner Mimik erkannte ich, das Telefonat ist für mich. "Deine Mum glaub' ich."
Und in dieser fürchterlich kurzen Zeit von der Couch bis zum Telefon wollte ich sterben. Immer wieder reissen diese Wunden auf, mit jedem Telefonat, dass ich mit ihr führe. Sie hat mir vor 2 Monaten die Wahl gelassen, ob ich noch weiter mit ihr Kontakt haben will oder nicht und ich dachte diese Zeit in der ich mich nicht gemeldet habe, wäre eine Antwort. Nein, natürlich genügt es nicht. Warum nimmst du nicht etwas grobes Meersalz und drückst es richtig rein?!

Mir fällt immer nur derselbe Spruch ein:

Der Mensch kann vergessen, aber nicht verzeihen.

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