Sonntag, April 25

Schnipp Schnapp..

..Haare ab!
So schnell kanns gehen.
Nennt man in meinem Freundeskreis "typische Nina-Aktion".
Kann ich jetzt auch nicht viel zu sagen. Habe Freitag mit 'nem oldschool Kumpel gequatscht, dann ist er weg und ich hab gedacht: Was soll der Geiz, die langen Haare nerven! Immer lange Haare gehabt. Reicht jetzt.
Und so schön das für Aussenstehende auch aussehen mag (man weiss ja, dass der Großteil der Bevölkerung lange Haare als Zeichen von Femininität deuten), ist es für Betroffene wirklich mehr Last als Lust.
Zum Beispiel: Man geht schwimmen, verliert dann sein Haarband im Wasser und hat den Salat im Gesicht. Kann mitunter zu Atemwegbehinderung führen. Tod durch eigene Haare in Luftröhre.
Oder zum Beispiel: Welche Frau kennts nicht! Man sitzt auf dem "Geliebten", knutscht bisschen, vielleicht tut man auch noch andere Dinge, aber man hat immer Haare im Mund. Die eigenen. Bedecken dann auch sein Gesicht. Von unten durch den Schleier gucken. Vorhang auf, hier läuft das Vorspiel!
Haarband gibts da nicht, weil sonst die Löwenmähne verschwindet und dann fühlen wir uns bieder. Nicht wild. Und das wollen wir nicht.
Aber nicht nur solch banale Zufallssituationen machen die lange Pracht zum Hindernis. Alltäglichkeiten. Dies sind die schlimmsten.
Lange Haare sehen morgens nicht lustig aus. Eher platt. Hängen schlaff runter. Vielleicht noch ein wenig mit dem Kopfkissen gekämpft, hallo Knoten. Muss man dann bürsten. Lange bürsten. Aber ist nur der erste Akt. Gibt ja dann noch das duschen. Und ungekämmt unter die Dusche ist wie 'ne Gratisbehandlung beim Rhastalockendreher. Auch nicht toll. Also merken: erst lange bürsten, dann unter die Dusche. Haare waschen. Brauch man immer bisschen mehr Shampoo, damit auch wirklich alle was abkriegen. Aber nicht reinrubbeln, gibt Spliss. Langsam einmassieren. Dauert auch nicht lange. Ausspülen. Fertig? Sicher nicht. Wir wollen ja keine trockenen Spitzen. Also Spülung rein. Ich bevorzuge ja Herbel Essences. Nicht gerade der versprochene Orgasmus, aber immerhin riecht es lecker. Das ganze dann 2min einwirken lassen. Wieder ausspülen. So, jetzt aber! Zack, Handtuch rum. Darf man aber nicht zulange drum lassen, sonst werden die Haare ja schon trocken, und dann hat man im langen Haar 'nen Knick. Einen Handtuchknick. Dann also Handtuch ab, ohne rubbeln, weil sonst Spliss. Wir erinnern uns!
So, alles klar, jetzt föhnen. Aber nicht über Kopf. Gegen den Strich föhnen lässt Haare brechen. Dann sieht man aus, wie zulange am Ballon gerieben. Wollen wir ja nicht. Wir wollen Haare wie in der Werbung. Lang, glänzend, leuchtend, und voll! Viele Haare, alle gesund. Also immer brav an die Regeln halten. Und das bedeutet: Jede Strähne einzeln föhnen. Immer in Wuchsrichtung. Mit Bürste vorweg. Ohne Spliss, aber mit Volumen. Wollen ja unser dünnes Haar wie in der Werbung haben. Ründbürste drunter, Föhn drüber, Strähne runterziehen, Föhn hinterher. Das ganze dauert dann je nach Haarlänge 30min oder weit mehr. Freut sich der Stromanbieter.
Dann aber fertig! Gebürstet, gewaschen, gespült, geföhnt. Und an alle Regeln gehalten. Mit dem Tennisarm dann Handtasche packen und los gehts. Raus aus der Tür, ab ins Unberechenbare. Das Wetter. Bester Freund des Menschen. Ok, der langen Haare.
Hamburg, mein Wohnort. Immer windig, immer feucht, manchmal regelrecht nass.
Gut, alles im Arsch. Haare sind genervt, plustern sich auf, fangen sich an zu wellen, hängen liebevoll im Gesicht.
Wir gucken dann wie: Wir lieben euch, Haare. Wir sind stolz auf euch. Schaut alle her, meine Haare sind so toll. Fantastisch. Grandios.
Kurzer Schwenk über die Schulter. Zur Demonstration.
Aber wir denken eher: Diese verfluchten Drecksdinger. So eine verdammte Scheisse. Ich könnt ausrasten. Na wartet. Wenn wir nach Hause kommen, könnt ihr was erleben!

Dann die Ernüchterung. Ich kann doch nicht einfach meine Femininität abraspeln!

Denkste! Haare zusammenbinden, Schere ansetzen.

Hab' ich getan. Jawoll.

Blonde Pracht auf meinem Fußboden. Kurz erleichtert. Blick in Spiegel.

Sieht verdammt scheisse aus.

Plan: 2 Monate einschliessen. Haare anbetteln, schneller zu wachsen. Gut zureden und versprechen, nie wieder eine Schere zu benutzen. Beten.

1 Kommentar:

Björn K. hat gesagt…

Oldschool-Kumpel :)

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