Mittwoch, September 20

Weltenbummler

Meine Familie belastet unendlich viele Probleme und weil jene kaum aushaltbar sind, ist unsere Familie keine Familie mehr, denn jeder hat sich irgendwie losgelöst und geht eigene Wege. Allein. Ich erwähnte ja schon meinen Bruder und meine Sorgen um ihn. Nun habe ich eine Nachricht bekommen, die meine Vermutungen leider komplett untermauert. Er muss in eine Klinik für Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen.
Diese Nachricht traf mich im ersten Augenblick wirklich unerwartet. Er hat am 6. einen Termin, soll sich die Zimmer dort ansehen. Auf meine Frage, wessen Anordnung es war, bekam ich die plumpe Antwort "Tim's Hausarzt!". Natürlich, der kommt auch einfach so vorbei und beobachtet meinen Bruder wochenlang passiv und entscheidet dann über die Behandlung. So ein verhurter Schwachsinn. Ich weiss auf wessen Mist das läuft. Und ich weiss, dass er es sich nur wieder einfach machen will. "Daddy wirds schon richten." Wenn ein 17jähriger rumbockt und sich zurückzieht, abweisend ist, nurnoch seine Ruhe will, sich einquartiert, nicht essen will und pro Nacht nur 3 Std pennt, dann kommt das nicht von irgendwoher. Und ich weiss wovon ich spreche, ich war auch mal Teil dieser Familie. Und ich weiss, verdammt nochmal, wo die Gewichtungen bei euch egozentrischen, arroganten Vollpfosten liegen. Ich bin so unglaublich wütend. Du hast doch selber schuld! Hast deinen Sohn nicht unterstützt, es sei denn er spielt Fussball, denn Fussball ist toll! Du hättest ihn schon lange auf andere Wege führen können, seine schulischen Leistungen lassen auch nicht aus Spass einfach nach. Aber ihr blöden Erwachsenen, ihr dummen Eltern, ihr wisst alles besser, so spricht euer Egoismus. Ihr seid so gestraft mit dem jetzigen Verhalten eurer Kinder? Ich hab' die Antwort für euch: Ihre Charaktere sind schon im Kindesalter gestorben und ihr habt sie zu dem gemacht was sie heute sind, wie sie heute sind. Ihr habt gegenseitig weggeschaut, wenn die andere Partei übergegriffen hat, ihr habt uns aufgehetzt nach eurer Trennung, uns benutzt. Und wo seid ihr nun? Mommy ist hunderte von Kilometerm weggelaufen, ihre Kinder aufgegebend, ihr Egoismus gewinnend. Aber wir beide wissen, werte Mutter, dass du schon sehr viel früher, noch während unseres Zusammenlebens, alles aufgegeben hast. Du hast aufgehört uns zu lieben, für die Liebe anderer Männer.

Ich möchte noch etwas zitieren:

"Ich war mit einem Freund meines Stiefvaters unterwegs, wir hatten Spass und ich fühlte mich geborgen und verstanden. Aber ich war zu jung und musste wieder nach Hause, wo meine Mama und mein Stiefvater zusammen mit vielen Verwandten sassen und feierten. Ich glaube sie feierten sogar meinen Geburtstag.
Ich brach vor der Haustür zusammen und weinte so bitterlich, wie ich es selten in meinem Leben tat. Irgendwer, mir gut zuredend, brachte mich in die Wohnung. Ich erinnere mich nichtmehr an den Auslöser, aber ich rannte wütend und weinend auf meine Mutter zu, die inmitten aller Gäste sass, und schrie sie an: "Was bist du für eine Mutter? Was bist du für eine Mutter hm? Was bist du für eine Mutter? .. Liebst du mich?" und ich sah dass ihre Augenränder rot wurden, als würden sie von Tränen gereizt. Sie sah mich an, direkt in die Augen und sie sagte einfach "Nein". Ich rannte nach vorne gebeugt, keuchend als würde mir der Sauerstoff ausgehen, in die Küche und öffnete die Schublade mit dem Besteck. Zwei scharfe Messer blitzten mich an, gross und das eine mit hellem Griff. Ich nahm genau dieses heraus und wollte es mir ins Herz stossen. Und in diesem Augenblick realisierte ich, dass alle Gäste, alle Verwandten, die Zeugen der Auseinandersetzung meiner Mutter und mir waren, immernoch dort sassen. Im Wohnzimmer, verlegen, mitleidig für meine Mutter und mich schweigen. Ich war ihnen egal geworden, mein Tod würde sie kurz schockieren, aber nicht verletzen."

Wenn Albträume Realität werden..

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Du tust mir leid. Deine Worte waren sehr bewegend und doch muss ich sagen, dass zumindest aus dir doch ein wunderbares Geschöpf geworden ist.

Gratulation dazu und die Gewissheit, dass wohl jeder Probleme mit seinen Eltern hat (aber net so starke).

Lass dir das Leben net mies machen und helfe den Menschen, die dir was bedeuten.

Max

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