Es ist kurz vor 7 Uhr auf einem Dienstag Morgen. Ich schaue Nachrichten und natürlich ist Fussball wieder das Thema. Heute spielt Deutschland gegen Italien im Halbfinale dieser hochgelobten und überflüssigen Weltmeisterschaft.
Wir nehmen jetzt bitte folgende Worte auf und versuchen sie zu verbinden, ohne gleich terroristische Anschläge darauszusehen.
- Bruno, der erlegte Braunbär
- Fussballweltmeisterschaft
- Deutschland gegen Italien
Füge man diese Worte wild aneinander kommt dabei (laut einer Nachrichtensendung) herraus:
Die Italiener sind uns böse gesonnen und versuchen uns zu manupulieren! Bruno stammt aus italienischer Familie, nahm wohl das Motto der WM als Aufforderung Deutschland zu besuchen - "Eine Welt zu Gast bei Freunden" - und wurde von den kaltblütigen Deutschen erschossen. Ausserdem habe eine italienische Nachrichtensendung zu verantworten, dass ein deutscher Fussballspieler für das heutige Spiel (gegen Italien, ja, nicht vergessen) gesperrt ist.
Dabei schlucken wir beiläufig den Grund für die Sperre jenes Spielers und tunken unsere kalten Finger in eine dreckige Schale voller Unschuld.
Kann mir jemand verraten, was sich die Verfasser solcher Beiträge eigentlich denken? Denken sie überhaupt? Und wenn ja, wie? Suchen sie sich die derzeit präsentesten Themen, nehmen ein Wort das sofort mit der ganzen Komplexität um jenes Thema verbindet und stecken sie einfach aneinander? Die Lücken gefüllt mir verbaler Diarrhö und kurzen Blicken auf die geistige Insuffizienz des Verfassers lecken sich die Klatschsüchtigen anscheinend nach genau soetwas die Finger. "Bild"-Zeitung mit Ton und ohne umblättern direkt ins Haus geliefert.
Wenn dann aber der Spiegel eine Reportage unverblümt und auf Tatsachen aufgebaut durch die Bildröhre hämmern lässt, schalten die meissten auf Glasblick oder empören sich. "Ihh sowas gehört aber nicht ins Fernsehen.. die zeigen dort wie Menschen im Krieg direkt in den Strassen von Bagdad umgeschossen werden."
Nein, die Gesellschaft braucht keine Wahrheiten. Die Gesellschaft braucht keine Bilder von Toten und Krieg, von Krankheit, Armut und dem deutlichen Finger der uns an die Wand stellt.
Die Gesellschaft braucht nur zu Wissen mit wem David Beckham schon alles gevögelt hat.
Stehe ich so alleine? Wieso nimmt nur eine Minderheit wahr, was um uns herum wirklich passiert und wo die Gewichtungen liegen sollten?
Wacht auf! Schlaf schützt uns nicht vorm altern!
Dienstag, Juli 4
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2 Kommentare:
der großteil der gesellschaft weiß sehr wohl von diesen problemen auf der welt. nur würden wir uns ständig damit befassen, würden wir alle irgendwann in der klappse hocken. menschen brauchen ihre skandälchen und schmutzgeschichten, um zu sehen, dass es auch diesen super promis genauso wie uns geht und das sie auch nur menschen sind. das stärkt den glauben an uns selbst und unsere eigene unwichtige existenz. klatschpresse ist unterhaltung und als mehr darf sie auch nicht gesehen werden. die gefahr ist wie bei allen drogen der übermäßige bzw. ausschließliche konsum. der hat den tunnelblick zur folge und man blendet die wichtigen probleme ganz aus. also immer schön gleichgewicht halten^^
just my 2 cents
Theo, ich mag dich so unglaublich gern, aber manchmal hast du einfach einen Vollschaden.
Ich stimme beiden Posts natürlich zu, wobei ich zu Takashi noch was sagen möchte;
Begeb' dich aus deiner Umgebung und deinem gesellschaftlichem Kreis einmal heraus, sieh dir andere "Welten" an und du wirst sehen, dass es zuviele Menschen gibt, die sich nicht informieren, denen es schierweg egal ist was in unserem Land und auf der Welt passiert, solange es sie selber nicht betrifft.
Es ist einfach traurig mitanzusehen, dass die doch so wichtig gelobte Politik, die Demokratie zu einem Thema geworden ist, dass einigen Menschen lästig ist. Und ich bin einfach mal so frech genau den Menschen den Tunnelblick anzuheften, die sich eben nicht darum scheren - und das nicht aus Angst dass jene unausweichlichen Probleme uns irgendwann in eine Therapie scheuchen, sondern einfach aus Desinteresse an allem drumherum. Dabei betrifft es uns alle, jeden Tag, was in der Welt passiert. Ob es um das Massensterben von Tieren oder Menschen geht, nichts sollte egal sein.
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